Kommentar / Rezension / Kolumne

Soziologie. Marktwert in der Liebe. Wie heiss bist du?

In diesem Blog

  1. Review Blog: Was heisst schon Liebe, marktwirtschaftlich gesprochen? (ca. 10 min Lektüre)
  2. Newsletter von Sybille Berg: Überschätzung des eigenen Marktwertes
  3. PDF File: Pietrre Bourdieu – Habitus der Liebe (Anfang, längere Lektüre, ca. 25 min.)

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July 23rd, 2010 by [cg] | Filed under Love & Dating

Was heisst schon Liebe, marktwirtschaftlich gesprochen?
Wovon ich nichts verstehe. Von Liebe. Wovon ich mehr verstehe: Wie wichtig ist der Marktwert in der Liebe? Kann man sich unter seinem Preis verkaufen? Was heißt schon Liebe, marktwirtschaftlich gesprochen?


Stell dir vor, Du bist attraktiv, gut gebildet, charismatisch, all das blablabla, das uns Zeitschriften von heute als wichtig verkaufen. Jede buhlt um Dich, Frauen müssen schon eine Nummer von einem Automaten ziehen und sich anstellen, um ein Date mit Dir zu ergattern. Wen wählst Du da? Wer spricht Dich an? Nach welchen Kriterien gehst Du vor? Was ist wichtig in der Liebe? Ist es Schönheit, die schnell verblassende, ewig suchende Schönheit? Du filterst und was übrig bleibt, ist eine Handvoll von hohlen Oberflächen, die keinen Gedanken abseits ihres Egozentrismus spinnen können. Ist es das, wonach du suchst? Oder ist es die Intelligenz? Nachdem Du jeder die Aufgabe erteilt hast, den Pythagoras auf mindestens zwei verschiedene Weisen zu beweisen, springt eine auf und sagt Dir, Du könntest Dir Deinen Pythagoras sonst wohin schieben. Die weiteren 80 denken, Pythagoras sei ein griechischer Popsänger und bloß eine beweist ihn Dir gleich grafisch! Wow, denkst Du und lädst sie zum Essen ein, doch sie hat leider keine Zeit, da sie noch eine Abhandlung über Ödön von Horvàth schreiben und morgen zum Kongress muss. Ihr nächster freier Termin wäre der 5. April 2013 und übrigens, ja, sie sieht scheiße aus.
Nun dann, da Schönheit zu Oberflächlichkeit führt und Intelligenz zu Hässlichkeit. Ist es der Humor? Du übst deinen Lieblingsspruch: Hey, fick mich, wenn ich mich irre, aber kennen wir uns nicht? Bei 100 Frauen. Nach 99 Ohrfeigen lacht eine, ihr versteht euch super. Aber hat man mit Humor schon gegessen?
Ist Intelligenz wohl nicht eher abschreckend, wenn Frauen in Deiner Anwesenheit verstummen, aus Angst, etwas Falsches zu sagen? Ist Attraktivität nicht hinderlich, man ist beileibe für mehrere Frauen schön, doch wenn wir eine Normalverteilung der Attraktivität hätten, dann sind wohl immer weniger Menschen ähnlich attraktiv, je schöner Du bist.
Wäre es nicht toll, dumm und hässlich zu sein? Da ist man wenigstens froh, dass man überhaupt eine abbekommen hat? Und stell Dir vor, Du bist mit einer glücklich, doch sie genügt Dir nach deinen Kriterien von der erfolgreichen, atemberaubend schönen Traumfrau nicht? Was machst Du dann? Sie verlassen? Was Besseres suchen? Das womöglich gar nicht besser ist? Wie wichtig ist der eigene Marktwert? Ist er relevant für die Liebe?
Nein, wage ich zu behaupten, obschon Studien das Gegenteil beweisen. Menschen mit ähnlicher Attraktivität, ähnlichen Werten, ähnlichem Bildungsabschluß finden sich leichter, sind glücklicher und bleiben länger zusammen? Wer sagt jetzt noch: Liebe sei frei?
Was sagte schon Thomas Mann: “Vermutlich stellt die Aversion gegen andere unterschiedliche Lebensstile eine der stärksten Klassenschranken dar – die Homogamie bezeugt es.”
Aversion ist das Gegenteil von Sympathie und Homogamie bedeutet, dass sich Gleich und Gleich gern gesellen Auf gut Deutsch, wir mögen keine Menschen, die Trance hören und sich besaufen, wir mögen keine Menschen mit anderen Lebensstilen, anderen Werten. Dies hindert uns, in anderen gesellschaftlichen Schichten zu verkehren. Sich mit Personen aus anderen Schichten zu verbinden.


Zugegeben, auch wenn die Frage nach der Wichtigkeit von Schönheit in der Liebe bestritten werden kann, kann dennoch gesagt werden, eines ist wichtig bei der Liebe: Gleich Ziele, einen gemeinsamen Lebensentwurf. Und da lohnt sich die Homogamie. Ob aber Schönheit ein langwirkender Kleber ist, lässt sich bestreiten? Marktwirtschaftliche gesprochen ist Schönheit ein Garant für gegenseitige Attraktivität, wenn nicht der Einzige. Marktwirtschaftlich gesprochen könnte man wohl jede nach ein paar Kriterien, wie Sinnbild, Ausstrahlung, Intelligenz und Humor zuordnen, ihnen eine Zahl
geben, so als Referenzrahmen, was sie etwa von ihrer Partnerin erwarten kann. Ist es nicht oft so, dass Menschen ungewollt Single sind, weil sie hohe Erwartungen haben? Heißt das nicht zu gut Deutsch, sie überschätzen ihren eigenen Marktwert, denken, sie finden was Bessers, als sie eigentlich “verdienen“? Menschen bleiben lieber alleine, als sich deutlich unter ihrem Wert zu verkaufen. Ein Unternehmensberater, der arbeitslos ist, wird auch keine Stelle als Buchhalter annehmen. So funktioniert es auch in der Liebe.
Die Liebe ist kein Spiel, sie ist bitterer Ernst.
[cg]

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Wie kam es eigentlich zu diesem großen Missverständnis? Wann entstand die
aberwitzige Idee des Individuums, ein Individuum zu sein? Mit allem
dazugehörigen absurden Individuumsansprüchen. Glücklich sein zu wollen, nur
mal als eines genannt? Wann begann dieses Ahnen des Einzelnen, mehr zu sein
als andere? War in der Steinzeit alles noch in Ordnung, oder ging es da
schon los? Der Rudelälteste die Urform des neuzeitlichen Egowahns? Keine
Ahnung, das wissen Soziologen bestimmt besser. Die meisten wissen alles
besser. Auch so eine Unsitte. Eine eigene Meinung haben. Fing das in den
60er Jahren an? Zusammen mit dem Therapiewahn? Ich muss meine Bedürfnisse
erkennen, formulieren, und es verletzt mich total, wenn du mich ignorierst?
Aufmerksamkeit will jeder, für seine ungemein interessante Persönlichkeit.
Seien Sie ehrlich – denken Sie, einzigartig zu sein? Mehr zu wissen, als die
meisten anderen? Besser auszusehen, ein spannenderes Leben zu
haben/verdient zu haben? In jedem steckt ein ungesunder Größenwahn.


Vielleicht kann man den mit Evolution erklären, und damit, das der Mensch
leider dieses Gehirn hat, mit drei Windungen mehr, und es nicht ertragen
kann zu erkennen, das er sich in seiner Zusammensetzung, seinem Intellekt,
seinem Äußeren und seinen mittelmäßigen Ideen nicht ein Prozent von
Millionen anderer Leute unterscheidet. Wäre ihm das klar, DEM INDIVIDUUM,
dann stürzte es in eine Krise. Aber wie der Größenwahn das so mit sich
bringt, eine richtig gesunde Sache ist es halt nicht, oder wie wäre es
sonst zu erklären, das trotz der Vermeintlichen eigenen Überlegenheit
Millionen widerspruchslos einzelne Kameraden als unbedingt überlegen
akzeptieren? Ein paar alte Männer verkleiden sich mit roten Umhängen, und
Millionen jubeln ihnen auf dem Petersplatz zu. 600 Bedienstete arbeiten für
die Royal Family, sie warten , bei unbeabsichtigten Begegnungen , bis sie
von der QUEEN angesprochen werden, senken das Haupt, fallen in einen
Hofknicks, weil das Tradition ist und das ja so einen Halt gibt? Millionen
weinen, wenn Lady Di, eine durchschnittliche aussehende Dame mit
durchschnittlicher Intelligenz und unterdurchschnittlichen Leistungen zur
Steigerung des Gemeinwohls verendet. Als wüssten wir um unsere Nichtigkeit,
sind wir bereit Macht- und Wissensdarsteller unhinterfragt zu akzeptieren.
Als lauerte das Wissen um unsere Belanglosigkeit tief unten, versteckt
unter einem Laubhaufen aufgehäufter Überheblichkeit.

Die zunehmende
Einsamkeit des Menschen der Jetztzeit beruht zu großem Masse in der
individuellen Überschätzung des eigene Marktwertes. Des Sozialstatus und
des Aussehens. Wie kam es dazu , das jeder von der Natur mit
durchschnittlicher Attraktivität ausgestattete Singlemensch sein Selbst wie
in einem Fixierspiegel sieht und nach Heidi Klum lechzt. Die unter uns auch
der Triumph der neuen Überschätzungswelle ist. Menschen die sich für mehr
halten , als sie sind, steht eine böse Überraschung bevor: ihr Leben wird
unweigerlich in einer Enttäuschung enden.

Die vermeintliche Überlegenheit,
geboren aus übermäßigem Medienkonsum, Therapiesitzungen, und dem Umstand,
das es scheinbar nicht mehr viel bedarf um zu einem Star zu werden, führt
zu einer Stagnation der eignen Entwicklung. Wozu sich pflegen, lernen,
weiterentwickeln, wenn man doch eh schon haushoch über der Masse schwebt?
Wer sich nicht weiterbildet, wer auf sich beharrt bleibt dumm. Dummheit ist
die Akzeptanz des Status Quo, das vermeintliche Wissen um die eigenen
Perfektion. Das hilft niemandem. Der Gemeinschaft nicht, dem Einzelnen
schon gar nicht. Er wird aufwachen, der Größenwahnsinnige, in einer mässig
attraktiven Wohnung, mit einem mässig interessanten Beruf und einen
uninteressanten Leben, erwachen, alt sein und sich betrogen fühlen sterben.
Und dieser Punkt kommt immer. Egal ob Genie oder eingebildete
Ausnahmeerscheinung, die meisten von uns, werden nur noch 20 bis 30 Sommer
erleben. Wow ist das knapp, und das Leben hat nicht gehalten, was die
meisten sich vom ihm versprochen haben. Was für eine Ungerechtigkeit. Der

Mensch ist mehr, als er zu wissen glaubt könnte jedoch meinen: Der Mensch
ist ein austauschbares Teil einer großen Masse. Der außerordentlich
dilettantische Wahlspruch der 70er Jahre: Kein Mensch ist wie der andere,
ein fataler Irrtum. Es ist eher ernüchternd zu sehen, wie wir alle einander
gleichen, in unseren kleinen Träumen und Sehnsüchten, in unseren Ideen und
dem Aussehen, wenn wir das Akzeptierten, uns als Teilchen eines großen
ganzen begriffen, mit einer sehr begrenzten Haltbarkeitsdauer, könnten wir
erleichtert aufatmen, dankbar sein irgendeinen Menschen zum teilen der
Nichtigkeit zu finden, ein Dach eine Deck eine Buch, wir könnten uns
gestatten uns nicht zu wichtig zu nehmen, und die Welt wäre ein
erfreulicherer Ort.

by Sybille Berg

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 Yvonne Weiss. Aufsatz:  Die feinen Unterschiede der Liebe

1. Einleitung
„Ein umfassendes Verständnis des kulturellen Konsums ist freilich erst dann gewährleistet, wenn >Kultur< im eingeschränkten und normativen Sinn von >Bildung< dem globaleren ethnologischen Begriff von >Kultur< eingefügt und noch der raffinierteste Geschmack für erlesenste Objekte wieder mit dem elementaren Schmecken von Zunge und Gaumen verknüpft wird.“ 1
Über Geschmack lässt sich nicht streiten!
Oder etwa doch? Ist unser „Geschmack“ angeboren – ist sozusagen durch göttlichen Würfelwurf determiniert, welchen Musikstil, welche Kleidung und welche Lebensmittel wir bevorzugen – oder ist das Umfeld in dem wir aufwachsen für die Ausprägung desselben verantwortlich? Gibt es vielleicht sogar so etwas wie den „Klassengeschmack“? Ist nicht gerade unser „Lebensstil“ das, was uns, was unsere soziale Identität ausmacht, was uns auch von anderen unterscheidet und abhebt?
Ausgehend von diesen Grundfragen legt Pierre Bourdieu in den „feinen Unterschieden“ eine umfassende Analyse des Geschmacks, sowie eine „Ethnographie Frankreichs“2, eine „Psychoanalyse des Sozialen“3 und eine umfassende Dekonstruktion der subtilen Macht- und Herrschaftsmechanismen vor.
Bevor ich mich ausführlicher mit dem Buch beschäftigen werde, möchte ich mich kurz der Biographie Pierre Bourdieus zuwenden, da sich aus ihr einige interessante Aspekte seiner 

Comment [cg]

Der Marktwert wird duch Faktoren wie sozialer Status und Aussehen bestimmt.

Grundsätzlich wird bei den Frauen, Jugendlichkeit und Schönheit höher gewertet und bei dem
Mann Intelligenz und Charisma.

Jedoch ist es auch so, dass Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen.
Wenn alle schönen Frauen vergeben sind, und du die einzige bist die Single ist,
dann steigt dein Marktwert (da Angebot klein).

Wenn du auf einer Party mit vielen Singles bist, dann steigt dein Marktwert auch (weil
Nachfrage hoch). Es ist ein Wechselspiel, wobei zu beachten ist, dass die, die anbietet (Single Frau)
auch die ist, die nachfragt. Der Käufer ist also gleichzeitig Verkäufer (Suche Liebe, biete mich!)

Wenn du auf der Partnersuche erfolgslos bist, und das seit Jahren, lieg es daran, dass du
etwas suchst, was über deinem eigenen Marktwert liegt. Abweichungen von bis zu 20% sind möglich,
sonst ist die Beziehung unausgeglichen. Es ist erwiesen, dass sich Menschen mit ähnlichen
Wertvorstellungen, Intellekt, sozialem Status, Religion und Interessen besser verstehen und länger
Zusammenbleiben, als solche, die sich in diesen Punkten divergieren.

Also: Gleich und Gleich gesellt sich gern stimmt eher als: Gegensätze ziehen sich an.

Es kann aber auch kompensiert werden, so ist ein Mann, der viel Geld hat und eine
schöne Frau in dem Sinne auch ein gleiches Paar. Sollten deine Stärken eher im inneren liegen,
so ist es wichtig, dass du diese – sofern dies möglich ist – gegen aussen hin sichtbar machst.

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