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Lesben Pornos und andere Kuriositäten

Unangefochten auf Platz 1 der häufigsten Suchanfragen auf Pornoseiten: lesbian. Besonders beliebt sind Lesben Pornos in den USA, Großbritannien und den Niederlanden, wobei sie fast überall zumindest in den Top 5 zu finden sind.

Und was für Videos sind das bitte? „Lesbische Schlampe macht Liebe mit geiler Studentin“, wo eine blondierte, gepimpte Frau mit ihren künstlichen Fingernägeln auf die Klit einer anderen blondierten, gepimpten Frau einsticht und beide sich vor Gestöhne gar nicht mehr einkriegen.

Auch gern gesehen: Unschuldige Schulmädchen mit Kniestrümpfen, geschätzt Mitte dreißig und tätowiert, die es sich gegenseitig mit bunten Dildos besorgen. So, wie das in der Schule unter Mädchen halt üblich war – ihr erinnert euch bestimmt?

Solche Filmchen sind natürlich nicht dafür gemacht, dass Lesben ihre Freude daran haben. Aber wie sieht die favorisierte Zielgruppe stattdessen aus und warum schauen so viele Leute Lesben Pornos?

Warum schauen Männer Lesben Pornos?

Wenn wir die männlichen Konsumenten einmal fragen, wieso sie lesbische Clips bevorzugen, um sich dabei einen von der Palme zu wedeln, bekommen wir ganz unterschiedliche Antworten, die sich letztlich auf drei Grundmotive herunterbrechen lassen:

  • Männer wollen einfach keine anderen Schwänze im Bild haben (die schlimmstenfalls größer sein könnten als der eigene)
  • Je mehr Frauen, desto mehr Schönes gibt es zu sehen
  • Wenn kein anderer Mann im Bild rumwedelt, hat der Betrachter das Gefühl, er wäre näher an den Darstellerinnen und könnte jederzeit „dazustoßen“

Aus dem zuletzt genannten Grund wollen die meisten Männer keine Butches sehen, sondern bevorzugen feminine Darstellerinnen, denen sie eher Bisexualität zutrauen.

Für uns ist das natürlich keine schöne Vorstellung, weil damit das Gefühl verbunden ist, dass Männer unsere Sexualität für ihr eigenes Vergnügen instrumentalisieren. Und Bezeichnungen wie „lesbische Schlampe“ sind, darüber brauchen wir nicht zu feilschen, degradierend und respektlos.

Allerdings erheben besagte Pornos überhaupt nicht den Anspruch, die Realität abzubilden. Vielmehr geht es darum, Fantasien zu befriedigen. Und wenn die Zielgruppe männlich ist, dann eben deren Fantasien.

Ein Mann, der etwas gesunden Menschenverstand besitzt, kann durchaus trennen zwischen dem „geilen Luder“ auf dem Display und einer lesbischen Kollegin. Die eine ist ein Abziehbild erotischer Fantasie, die andere ist real und höchst individuell. Der ersten kann er beim Sex ungestraft über die Schulter schauen, im Schlafzimmer der anderen ist er wahrscheinlich höchst unwillkommen.

Warum schauen Frauen Lesben Pornos?

Wir dürfen nicht denken, dass der durchschnittliche Pornokonsument männlich, single und verzweifelt ist. Immer mehr Frauen schauen sich Lesben Pornos an, aus den folgenden häufig genannten Gründen:

  • In Lesben Pornos geht es allein um das Vergnügen der Frau – kein stupides Rein-Raus, bei dem letztendlich nur der Mann auf seine Kosten kommt
  • Die Darstellerinnen müssen nicht vortäuschen, übertrieben auf irgendein männliches Geschlechtsteil abzufahren
  • Neugier befriedigen – was machen lesbische Frauen eigentlich miteinander?
  • Studien zufolge ist die Mehrheit der Frauen bisexuell veranlagt und wird von Lesben Pornos daher ebenso erregt wie von Hetero-Filmchen

Pornos, die keiner sehen will / sollte

Wie bereits erwähnt, wird das Motiv Neugier dann problematisch, wenn Frauen Lesben Pornos, die für männliches Publikum gedreht sind, für bare Münze nehmen. Sei es aus Unwissenheit oder mangelnder Fantasie.

Welches Bild bekommt eine Hetera, wenn sie „lesbischen Schlampen“ zusieht? Und welchen Eindruck erhalten Jugendliche, für die Pornos mittlerweile die sexuelle Aufklärung ersetzen?

Fun Fact: Das durchschnittliche Alter, in dem Kinder und Jugendliche das erste Mal mit Pornographie in Kontakt kommen, liegt bei elf Jahren.

Ein Kind kann aber noch nicht differenzieren, wie real und verbreitet bestimmte Sexualpraktiken sind. Und selbst bei Erwachsenen, die regelmäßig Pornos konsumieren, wird unterbewusst das Rollenbild der unterwürfigen, blondierten, gepimpten, zwangsläufig bisexuellen Schlampe hängen bleiben.

Wir brauchen intelligente, authentische Pornos!

Mal abgesehen davon, dass Pornodialoge unfreiwillig Unterhaltungswert haben können („Warum liegt hier Stroh?“), sind wir uns einig, dass der durchschnittliche Schmuddelfilm Null Anspruch hat und für die niedrigste Stufe (maskuliner) Triebbefriedigung gemacht ist.

Nicht nur Lesben empören sich darüber zurecht. Immer mehr Männer haben genug davon, auf die Funktion ihrer Schwellkörper reduziert zu werden – ein bisschen Ästhetik darf man(n) ja wohl verlangen. Frauen wehren sich dagegen, als devot, dümmlich und austauschbar dargestellt zu werden.

Zudem ist es ein Problem, dass wegen der nichtvorhandenen Transparenz im Pornogeschäft niemand nachprüfen kann, unter welchen Bedingungen die Dreharbeiten abliefen, ob die Darsteller alle Handlungen freiwillig vorgenommen bzw. an sich haben vornehmen lassen und wie die hygienischen Standards am Set waren.

Sind feministische Pornos die Antwort?

Der Markt an feministischen Pornos ist (noch) klein, aber er wächst stetig und das Publikum nimmt es dankbar an. Natürlich geht es nach wie vor um Lust und Liebe, gegenseitiger Respekt und Authentizität bleiben dabei aber nicht außen vor. Feministische Pornos werden nicht unter rassistischen oder diskriminierenden Titeln vermarktet, bei der Auswahl der Szenen und der Darsteller kommt es neben ästhetischen Kriterien auch auf kulturelle, körperliche und sexuelle Vielfalt an.

Der Bedarf an queerem und transsexuellem Material steigt, dementsprechend sollten annähernd realistische Pornos produziert werden, die niemanden herabwürdigen und das überlassen wir am liebsten den Machern menschenfreundlicher Sexfilme.

Die gezeigten Körper sind auf eine höchst realistische Weise schön, können Sommersprossen und Achselhaare haben. Frauen dürfen kurze Haare, kleine oder große Brüste besitzen, ungeschminkt und natürlich sein.

Darstellerinnen in Lesben Pornos sind tatsächlich homosexuell – nicht nur, wenn sie dafür bezahlt werden – und lieben privat ganz ähnlich wie auf der Leinwand.

Wer mit gutem Beispiel vorangeht

Das studentische Porno Startup Projekt feuer.zeug hat beim Dreh immer eine*n Sonderbeauftragte*n dabei, der dafür sorgt, dass Darsteller und Crew sich wohlfühlen und niemand über seine persönlichen Grenzen gehen muss. Alle haben im Voraus die Möglichkeit, einander kennenzulernen, es wird ausschließlich einvernehmlicher, sicherer Sex gezeigt.

(Safer Sex und Hardcore schließen einander übrigens nicht aus.)

Einen Namen als Pornoregisseurin der anderen Art hat sich die Schwedin Erika Lust erarbeitet.

Ihre Kurzfilme haben, obwohl sehr explizit, einen gewissen künstlerischen Anspruch. Sie erzählen eine Geschichte. Mal mit Dialogen, mal ohne. Erika Lust im Interview mit ZeitJung:

„Es ist feministisch, weil wir zeigen, dass weibliche Lust ebenfalls etwas zu bedeuten hat. Wir sehen Frauen nicht nur als Instrument fürs Vögeln. Der normale Porno hat den Fokus auf einem großen Schwanz und dem Orgasmus des Mannes. Bei uns steht die Lust der Frau ebenfalls im Fokus.“

Erika Lust

Für uns ist sind feministische Pornos die Sexfilme der Zukunft. Endlich gibt es Filme, die von Frauen für Frauen gemacht sind, von Lesben für Lesben, von Transmenschen für Transmenschen und natürlich, nach wie vor, von Männern für Männer.

Kennt ihr noch mehr Filmemacher, auf die es sich lohnt, einen Blick zu werfen?



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