Eventguide Schweiz

Review: Zürich Pride 2013

Was war das wieder für eine intensive und wundervolle Zurich Pride! Im Folgenden ein Rückblick auf das schönste Wochenende des Jahres aus zwei unterschiedlichen Perspektiven. Chantal und ich haben uns die Aufgaben dieses Jahr nämlich fair aufgeteilt: sie hat mit fleissigen Helferinnen geackert, und ich übernahm die, nun ja, „repräsentativen“ Aufgaben. 

 

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Pride-Genuss: Der Plan für Freitag und was daraus wurde

 

Mein Plan für Freitag bestand aus folgenden Etappen: 1) Pink Cloud zwecks Finalisierung der Ferienplanung und Cüplischlürfen in angenehmem, ruhigem Ambiente, 2) Turbinenplatz, 3) Heldenbar, 4) Seebadi Enge. Ein wahrlich happiges Programm, das ich mir da aufgebrummt hatte, ich weiss. Doch als Bloggerin von lesbian chic hat Frau ja die total anstrengende Pflicht, sich einen ganzheitlichen Überblick des Geschehens zu machen, um nachher auch vollumfänglich und adäquat darüber berichten zu können (hach!). Nun aber schön der Reihe nach: Location 1 habe ich am frühen Abend mit bereits knurrendem Magen (der wird gleich noch eine zentrale Rolle bei der Zielerreichung spielen) erreicht, den Besuch dank äusserst zuvorkommenden Mitarbeitenden und Prosecco sehr genossen und meine Herbstferien praktisch schon gebucht. Zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: CheckCheck. Gegen halb 8 ging ich dann in zauberhafter Begleitung an den Turbinenplatz, und dieser war, im Vergleich zum Vorjahr, erfreulicherweise schon recht gut gefüllt. Da lesbian chic zum ersten Mal im Rahmen der Zurich Pride mit eigenem Stand vor Ort war (ich hoffe, ihr habt alle fleissig unsere T-Shirts und Feuerzeuge gekauft), war mir zunächst natürlich vor allem daran gelegen, diesen schnellstmöglich – ok, ehrlicherweise erst nach einem Aperol Sprizzzzzz – zu finden. Am Stand angelangt und Chantal sowie Antonia (was nice to meet u) begrüsst und moralisch unterstützt konnte ich das Bedürfnis, etwas essbares zu mir zu nehmen, einfach nicht mehr unterdrücken, und schmiss meinen Vorsatz, an der Riverside lecker libanesische Häppchen zu verzehren, mit hungrigem Schwung über Bord. Stattdessen verzehrte ich die gleichen faden und gummigen asiatischen Nudeln wie im Vorjahr (Langzeitgedächtnis? Wo warst du bloss?).

 

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Freitag Abend was los?

Gesättigt (aber nicht wirklich kulinarisch verwöhnt) frönte ich anschliessend dem Auftritt eines Sängers, der nicht nur gesanglich überzeugte, sondern wirklich gutes Entertainment bot. Das Ambiente war heiter, die Menschen vor Ort noch nicht wirklich ausgelassen aber durchaus angenehm, das Vorgehen betreffend Getränke holen und Jeton einstecken und Jeton wieder retournieren, um Geld zu erhalten, das Frau in einen neuen Drink und einen weiteren Jeton (wer hat auch noch Jetons zu Hause?) investieren konnte irgendwann verinnerlicht. Ein Blick auf die Uhr machte deutlich: das wird wohl nichts mehr mit der Heldenbar. Halb 10 war es nämlich bereits, und in der Seebadi Enge wird dem Sound ja um Mitternacht der Garaus gemacht. Zwischenfazit: Turbinenplatzcheck, Heldenbarfail. Also noch kurz ein paar Kolleginnen aufgegabelt, ab ins Tram Richtung See, dabei ein paar lustige nicht für die Öffentlichkeit bestimmte Videos von Schönwetterlesben aufgenommen und zur Seebadi gewandert. Etwas lasch war es dort, etwas leer, aber für den Ausklang des ersten Zurich Pride-Abends eigentlich ganz ok. So gingen wir gegen halb 12 ziemlich zufrieden heimwärts – im Wissen, dass wir den Samstag erholt und in voller frischer angehen können. Oh, fast vergessen: Seebadicheck. Kleine Anmerkung am Rande: Die Heldenbar war anscheinend auch um halb eins noch fast leer – und daher der Fail zu verkraften.

 

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Pride-Genuss: Drei Mal umziehen muss schon sein

 

Viel wurde im Vorfeld gelästert über die Route der Parade. Doch, seien wir mal ehrlich, war es nicht wunderschön, zu Beginn am See entlang zu laufen? Und: hatten wir dort aufgrund des strahlenden Sonnenscheins (sky is gay) nicht wirklich viel Publikum? Ich fand’s auf jeden Fall toll – abgesehen vom Verkehr auf der Gegenfahrbahn (das war unglaublich gefährlich!) und den Unterbrechungen des Umzugs wegen den Trams. Trotzdem: Die Parade war bunt, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erschienen zahlreich, es hatte viele Familien mit Kindern, und – nicht zu vergessen – ein sich wacker haltendes Chick bei den hüpfenden Jungs vom Gay Aerobic. Dana, wir sind stolz auf dich! Am Helvetiaplatz, der sich übrigens viel besser für das Ende des Umzugs eignet als der Werdmühleplatz, angekommen, standen alle ein wenig irritiert herum und wurden mittels Megaphon aufgefordert, sich zum Turbinenplatz zu bewegen. Das war für uns das Zeichen, husch nach Hause flitzen, und den legeren Spazierganglook gegen ein etwas chiceres Outfit zu tauschen.

 

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Nach dem Umzug wieder an den Turbinenplatz – Die Sause beginnt

 

Zurück am Turbinenplatz (der Style-Wechsel dauerte etwas länger als angenommen) zeigte sich die LGBT-Szene in ihrer vollen Pracht und Blüte. Da waren sie nun alle, die Transvestiten, Transsexuellen, Schwule im SM-Outfit, Schwule in Badehöschen, Mitarbeiter, Kampflesben, chice Lesben, Lesben, die am Vorabend zu lange im Ausgang gewesen waren (das Supermarket hat anscheinend gerockt), Verflossene, Exen, Chicks, die was mit der besten Kollegin der Ex hatten, und sich dann aber deren Schwester krallten – und all das auf einem bunten, fröhlichen Haufen. Es ist ein Ort der Begegnungen, des Wiedersehens, der Toleranz, des sich neu oder wieder Kennenlernens, ein Treffpunkt wunderbarer Freunde, mit denen Frau die gemeinsame Zeit geniesst, ausgelassen feiert, das Leben und das Glück zelebriert. Und genau das ist der Grund, warum ich die Zurich Pride so liebe, und mir jeweils wünschte, es würde öfter genau so sein.

 

Outfit Nummer Drei

Wehmütig verabschiedete ich mich zu späterer Stunde von all den tollen Menschen und der wundervollen Szenerie, um zu Hause Outfit Nummer drei zu montieren (das meine ich wortwörtlich). Mein ehrliches Beileid an dieser Stelle an all die armen, armen Stars, die nur schon im Rahmen einer zweistündigen Show 11-mal ihre Kleidung wechseln müssen. Nächstes Ziel: Ambossrampe. Da stieg nämlich die zweite Ausgabe der VIBRA (ihr erinnert euch wohl noch gut an den Flyer), die nicht nur mit guter elektronischer Musik (forza Milano!) sondern auch einer sehr angenehmen Stimmung ohne Bitch-Fights oder Szene-Streitigkeiten (an dieser Stelle sei die Frage erlaubt: wie war’s denn in der Kaserne?) aufwartete. Ich wäre wohl bis zum Schluss geblieben, hätten mich meine armen Füsse und Beine nicht umgebracht (ich hab noch heute Muskelkater, danke im Voraus für’s Mitleid). So aber liessen wir uns gegen 4 Uhr morgens erschöpft nach Hause chauffieren und waren froh, hatten wir uns in weiser Vorahnung für Montag im Büro abgemeldet.

 

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Anmerkung der Redaktion: Ihr seht: repräsentative Aufgaben wahrzunehmen ist absolut KEIN Zuckerschlecker. Mit Chantal tauschen will ich aber auch im nächsten Jahr nicht. Wie fandet ihr die Pride? Schreibe uns noch jetzt ein Feedback!

 

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1 Comment

  1. Isabelle
    17. Juni 2013 at 22:16

    Das klingt ja alles ganz erlebenswert (und umso mehr wurmt es mich, dass ich nicht dabei sein konnte..) aber: seid ihr denn auch dieses WE in Fribourg anzutreffen? Schliesslich gibts in der Schweiz ja anscheinend zwei Prides..;)
    Donc n’oubliez pas les romands et venez nombreuses!

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