Kommentar / Rezension / Kolumne

Jung, wild, sexy

Jung, wild, sexy – oder: wir jagen auch sexy Jungwild
Ich habe mir letzte Woche die Sendung “jung, wild, sexy – Baggern, saufen, Party machen“ auf meinem Schweizer Lieblingsprivatsender 3+ angeschaut. Interessant, wie die Jugend von heute drauf ist. Die haben ja echt nichts anderes im Kopf als – genau – BAGGERN, SAUFEN, PARTY MACHEN. Unglaublich. Schockierend. Mit der Schweiz kann’s nur bergab gehen, wenn DIESE LEUTE UNSERE ZUKUNFT sein sollen. Gibt es was Primitiveres als diese Jungs? Gibt es was Stumpfsinnigeres als diese Idioten? Wo bleiben die wahren Werte wie Moral und Respekt, und wo, bitteschön, bleibt die REINE WAHRE UND MONOGAME LIEBE?
Wenn ich an einen typischen Abend im Ausgang mit meinen chicen Lesbian Chicks denke, mache ich aber nüchtern und rein oberflächlich betrachtet eigentlich nichts anderes als diese Macker aus Basel (eigentlich Pratteln) oder Luzern (Lozärn). Und meine chicen Lesbian Chicks ebenso wenig. Wir gehen in den Ausgang, haben Spass, bestellen flaschenweise Champagner, checken ab, wer da ist, wen wir noch nicht hatten oder wen wir – falls sich wirklich nichts Neues und Heisses finden lässt – ausnahmsweise und nur aufgrund bestechender sexueller Fähigkeiten ein zweites Mal abschleppen könnten. Wir achten auf die Figur, den Style, die Begleitung. Denn die färbt ja bekanntlich ab. Wir pirschen uns auch ab und zu als Gruppe an ein Chick heran, um dann kurz vor dem direkten Körperkontakt stilvoll und unisono auf dem Absatz kehrt zu machen, weil sie dann doch nicht so heiss aussieht wie aus der „10 – Meter – Abstand – Perspektive“. Wir betrügen unsere Freundinnen, haben Sex mit der Ex, und amüsieren uns prächtig. Ist ja nichts Verwerfliches dabei. ABER, und nun kommen wir zu den kleinen, feinen aber überaus wichtigen Unterschieden: Erstens nennen wir unser Aktivität ganz anders. Nämlich „Hunting, Trinken, PAAAAAAAAAAAAAAAARTY ROCKEN“ (die vielen A’s sind dabei euphorisch schreiend von sich zu geben). Zweitens müssen wir uns keine Sorgen machen, dass nach neun Monaten ein Chick mit einem frisch geschlüpften Kind im Arm vor unserer Türe steht. Und so müssen wir auch der neuen Lebenseinstellung von Kasi – besser nach Hause gehen und sich einen runterholen, als eine zu schwängern – nicht folgen. Kasi, du hast mein ehrlich gemeintes und absolut aufrichtiges Beileid. Du bist wirklich eine arme Sau. Drittens: Ein Ausgang, eine Jagd auf sexy Jungwild, ohne dass wir ein eben solches nach Hause nehmen? Keine Option. Geht gar nicht. Wäre eine Blamage, unter unserem Niveau. Das haben zwei der drei Jungs aus Pratteln, sorry, Basel, nicht geschafft. Peinlich, peinlich. Und das vor laufender Kamera. Und, viertens: Wir fallen nicht durch Aussagen wie „für mich ist es kein Problem, drei Frauen nach Hause zu bringen“ oder „Alk tut der Leber gut“ auf. Warum? Weil wir Frauen sind und Stil haben. Und weil wir gebildet sind. Natürlich könnten wir drei Frauen nach Hause nehmen, aber wir prahlen nicht damit. Ladylike. Fünftens: Wenn wir Sex mit Zwillingen (twins, baby, twins!!!) haben, dann merken wir uns ein kleines, aber wichtiges Detail, um die Beiden auseinander halten zu können. Auch im Dunkeln.
Wovon wir uns jedoch glasklar unterscheiden, sind diese Bauern aus dem Aargau. Denn wir wissen: WENN SICH JEMAND WEISSES PULVER IN DIE NASE ZIEHT, DANN IST DAS KEIN PUDERZUCKER UND AUCH KEINE MASSNAHME GEGEN DIABETES. Wir frisieren unsere Haare auch nicht wie die Raver in den 1990-ern. RAVES SIND TOT, IHR IDIOTEN! Des Weiteren haben wir einen Stall noch nie von innen gesehen. Wir würden ja mit unseren Jimmy Choo Pumps im Dreck stecken bleiben. Und: Für uns sind Schwestern von Kollegen und Kolleginnen NICHT tabu und deshalb würden wir uns diesbezüglich auch nie in die Haare kriegen. Was soll denn diese Scheiss-Regell, bitteschön? Muss wohl am Föderalismus liegen, dass ich das nicht verstehe.


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