Lesbische Filme

I Can’t Think Straight – Ein Hauch Fernost

Tala ist die Braut, die sich nicht trauen will. In der Romanze «I Can’t Think Straight» (2008), läuft sie vor der Liebe davon. Bis sie eines Tages auf Leyla trifft.

Auszeichnungen & Besonderheiten

Der Film wurde auf diversen schwul-lesbischen Filmfestivals vom Publikum zum besten Spielfilm des Jahres gewählt (Miami Gay & Lesbian Film Festival 2009, International Gay and Lesbian Film Festival of Canary Islands 2009, Melbourne Queer Film Festival 2009, Vancouver Quuer Film Festival 2009, …). Neben den Publikumspreisen konnte „I Can’t Think Straight“ auch etliche Jurypreise einheimsen (in Majorca, Tampa, Belgien. Alle 2009).

Um was geht es?

Die aus Jordanien stammende Tala hat bereits drei für sie geplante Hochzeiten platzen lassen, was ihre Mutter, stets um den Ruf der Familie besorgt, zur Weißglut treibt. Und so schwört Tala sich und ihrer Familie, dass der nächste Versuch mit dem attraktiven Hani klappen wird, denn diesmal ist es wirklich Liebe. Oder? In London trifft Tala ihren guten Freund Ali und dessen neue aus Indien stammende muslimische Freundin Leyla und alles nimmt ungeahnte Wege. Mit ihrer spitzen Zunge und ihrer forschen Art verdreht Tala der traditionell erzogenen Leyla den Kopf, bei einem Ausflug führt eins zum anderen. Doch wenn sie glaubte, die gemeinsame Nacht als Spielerei abtun zu können, hat Tala sich geirrt. Denn Leyla steuert unaufhaltsam auf ein Coming-Out zu. Tala hingegen bemüht sich, den Konventionen gerecht zu werden und übt sich in Verdrängung. Es dauert lang, bis sie sich endlich traut, zu ihren Gefühlen zu stehen. Zu lang für Leyla?[1]

 

Yasmin: They’re in love with each other!

Ali: Who?

Yasmin: Sony and Cher. – Leyla and Tala!!

Ali: Leyla and Tala? :)

   

Der Filmtitel

„I Can’t Think Straight“. Die genaue Botschaft des Titels will mir nicht eingehen. Auf Deutsch übersetzt, bedeutet er: Ich kann nicht gerade/normal denken. Oder aber Ich kann nicht heterosexuell denken. Er könnte eine Anspielung auf die vielen, als lesbisch klassifizierte Gegenstände in Leylas Zimmer, sein. Sie besitzt Melissa Etheridge CDs, Musik von k.d. Lang und Bücher wie Fingersmith von Sarah Waters oder Martina Navratilovas Autobiographie Being Myself. Trotzdem ist sie sich zu Beginn nicht bewusst, eine Lesbe zu sein. Später im Film trägt Leylas Schwester Yasmin ein T-Shirt mit der Aufschrift I can’t think straight. Auch hier, bleibt mir die Intention der Regisseurin ein Rätsel. Fakt ist, die Reaktion des Vaters ist amüsant (Er zeigt fragend und mit leicht zusammengekniffenen Augen auf das Shirt, dann auf die Mutter. Yasmins lockere Antwort: „She won’t get it!“).

Die Besetzung

Lisa Ray als Tala und Sheetal Sheth als Leyla passen perfekt zusammen. Sie überzeugen als Liebespaar auf der nicht immer bequemen Reise ins gemeinsame Glück und somit in der Storyumsetzung. Dies hatte die Regisseurin Shamim Sarif bereits bei früheren Dreharbeiten ihres Films The World Unseen (Dt. Die verborgene Welt) bemerkt. Beide Schauspielerinnen sind äußerst feminin und attraktiv, könnten jedoch unterschiedlicher nicht sein. Lisa Ray, die in der US-Serie Psych mitgewirkt hat, tritt sehr emanzipiert und fraulich auf, Sheetal Sheth eher schüchtern und süß. Sie ist das Mädchen von nebenan. Auch die Nebenrollen sind sehr unterschiedlich. Yasmin, gespielt von Amber Rose Revah, ist der Rollentypus „die Vertraute“. Sie hält immer zu ihrer Schwester Leyla und hat schon vor deren Coming-Out die Vermutung, dass diese lesbisch sein könnte. Yasmin ist es schlussendlich, die Tala und Leyla aufgrund eines Tricks wiedervereint. Leylas Vater Sam, dargestellt durch Ernest Ignatius, geht mit der ganzen „I’m gay – Situation“ sehr locker um. Er unterstützt seine älteste Tochter bei allem was sie tut. Auch er stellt einen sehr positiven Charakter dar. Ganz anders Leylas Mutter. Die Darstellerin haucht ihrer Filmfigur viel Hysterie, indisches Temperament (dieser „Gejaule-artige Ton in der Stimme, wenn sie tut, als wäre sie schockiert) und Gottesfurcht ein. Sie hat wohl von der Homosexualität Leylas geahnt, wollte es aber nicht wahrhaben. Umso hysterischer reagiert sie bei deren Coming-Out. Dadurch wirkt sie leicht unsympathisch, im Grunde genommen aber akzeptiert sie die Entscheidungen ihrer beiden Töchter. Das komplette Gegenteil zu allen bisher genannten Charakteren, ist Reema (Antonia Frering), Talas Mutter. Sie und auch Talas Schwester Lamia, sind egoistisch, snobistisch und selbstgerecht. Keinesfalls ist Talas Homosexualität für die Zwei hinzunehmen. Reema möchte Tala am liebsten „gesellschaftlich vereinbar“ verheiraten (also mit einem hübschen, palästinensischen, erfolgreichen, wohlhabenden, jungen MANN). Doch auch Tala kann auf Unterstützung in ihrer Familie zählen. – Von ihrer jüngsten und sehr liberalen Schwester Zina (Kimberly Jaraj), sowie von ihrem verständnisvollen Vater Omar (Dalip Tahil).

 

Sam: [shouting] I’m home! What did I miss?

Leyla: [to her father] I’m gay.

Sam: But I’ve only been gone two hours.

  

 

Das Filmteam

Der Stoff zum Film stammt aus der Feder der Britin Shamim Sarif, die auch Regie führte. Sie hat wie ihre Filmfigur Leyla indische Wurzeln. Auch Talas ethnischer Hintergrund ist kein Zufall. Sarifs Ehefrau Hanan Kattan, stammt aus Palästina. Diese produzierte gleichzeitig den Film. Die beiden drehten bereits 2007 sehr erfolgreich den Film The World Unseen.   

 

Lesbische Rollenklischees im Film

Kurzhaar – fail

Maskulin – fail

Holzfällerhemden – fail

Symbolik (Anhänger, Aufkleber, Poster, Einrichtungsgegenstände) – check

Hochzeit und gemeinsame Wohnung nach dem zweiten Date – fail

Rollenverteilung à la Mann/Frau – fail

Jede mit Jeder – fail

Vegetarierinnen – fail

Ballsportlerinnen – check

Lesbe verliebt sich in verheiratete Hetera – fail

Viel Drama um Nichts vorm Happy End – check  

 

 

Zusätzliche Informationen

Die Filmdauer beträgt 82 Minuten. Die DVD und auch der Maxdome-Stream sind in englischer Sprache mit deutschen Untertiteln. Auf Amazon Instant Stream gibt es „I Can’t Think Straight“ derzeit noch nicht zu sehen. Freigegeben ist der Film für alle Regionen und jeden Alters.

Yasmin: You’ve been spending a lot of time with this Tala, haven’t you?

Leyla: She is nice.

Yasmin: Nice? Nice as in mom’s bridgeclub-ladies-nice or nice as in hot?

KAUFLINK DER DVD: http://www.amazon.de/I-Cant-Think-Straight-OmU/dp/B001UN1AA0

STREAMINGLINK FÜR MAXDOME-KUNDEN: https://www.maxdome.de/i-cant-think-straight-139905.html

[1] Inhaltszusammenfassung von Amazon



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