Kommentar / Rezension / Kolumne

Der Unterschied zwischen den Geschlechtern

…gibt es ihn wirklich? Den feinen Unterschied, anhand dessen sich ein weibliches Gehirn eindeutig vom männlichen unterscheiden lässt? Liegt zwischen Mann und Frau ein Geschlechterspektrum und was hat das mit der sexuellen Präferenz zu tun – aus neurowissenschaftlicher Sicht? Diese Fragen möchten wir in diesem Blog nicht beantworten, aber Dir ein Buch empfehlen, das den Versuch wagt.

Der Autor: Prof. em. Dr. rer. nat. Dr. h.c. Lutz Jäncke

Wie die ellenlange Anrede vermuten lässt, kennt der Neurowissenschaftler und Psychologe, den man an der Universität Zürich antrifft, sich exzellent mit der Thematik aus. Von dem geistlosen Coverdesign sollte die geneigte Leserin sich darum nicht abschrecken lassen.

Mann und Frau – ein Auslaufmodell?

Dahinter verbirgt sich eine heiß diskutierte Frage, die sich bisher ebenso wenig beantworten ließ wie die nach dem Huhn und dem Ei. Was war zuerst da? Was hat die von Komiker*innen immer wieder durchs Dorf getriebenen Mann-Frau-Klischees tatsächlich verursacht: Unsere Sozialisation oder unsere neurobiologische Veranlagung?

Sind Jungen und Mädchen von Natur aus verschieden, oder driften sie erst durch unsere Erziehungsmaßnahmen auseinander?

Das Internet ist voll von persönlichen Erfahrungsberichten, die, egal wie gegensätzlich sie sein mögen, jedes Mal viele zustimmende Kommentare erhalten. Podcaster*innen schwurbeln selbstbewusst in Mikrofone, wie das jeweils andere Geschlecht „wirklich“ ticke und woran das liegen mag.

Reine Biologie, sagen die einen. Männer hätten früher Mammuts gejagt, während Frauen sich daheim in der Höhle um die Familie kümmerten. Nein, nein, es liege allein daran, dass man Mädchen bereits im Kindergarten zu Müttern erziehe, indem man ihnen Puppen aufdränge, während man Jungen Autos in die Hand drücke, behaupten die anderen. Und jede*r kann mindestens eine wissenschaftliche Studie als Beleg anführen.

Lutz Jäncke bringt Ordnung ins Studien-Chaos

Du glaubst, Du kennst Dich mit dem Thema schon gut aus und hast eine gefestigte Meinung? Das ist ein sicheres Zeichen dafür, dass Du Deine Ansichten hinterfragen und auf den neuesten Stand bringen solltest.

Viele der häufig angeführten Belege sind entweder veraltet, vielfach widerlegt oder werden gemeinhin falsch interpretiert. Das Buch Mann und Frau – Ein Auslaufmodell? sorgt für zahlreiche Aha-Momente und gibt einem für das nächste (Streit)gespräch zum Thema viele fundierte Fakten an die Hand. Komplexe Sachverhalte erklärt Jäncke für Lai*innen gut verständlich.

Natürlich gibt es nicht auf alles eine simple, eindeutige Antwort. Dementsprechend muss selbst der Prof. em. Dr. rer. nat. Dr. h.c. stellenweise auf den Konjunktiv zurückgreifen. Dass er sich hin und wieder in reine Mutmaßungen versteigt, kann man kritisieren. Andererseits gibt es derzeit wohl keine Untersuchungen, die klarere Schlüsse zulassen als die von Lutz Jäncke angestellten.

Fazit: Leseempfehlung für Interessierte

Mann und Frau – Ein Auslaufmodell? liest sich wie eine Kreuzung zwischen wissenschaftlicher Abhandlung und unterhaltsamem Sachbuch. Für den Autor ist es kein Erstling. Jäncke hat bereits mehrere beachtenswerte Bücher veröffentlicht, darunter unter Anderen Ist das Gehirn vernünftig? Erkenntnisse eines Neuropsychologen (2015) und Von der Steinzeit ins Internet: Der analoge Mensch in der digitalen Welt (2021), beide ebenfalls im hogrefe Verlag.

Das Buch befasst sich umfassend mit mehreren Aspekten, anhand derer wir Geschlecht und Gender gemeinhin definieren. Darum empfehlen wir es auch allen, die sich dem Thema bereits aus sozialwissenschaftlicher Perspektive genähert haben.

Wir danken dem Autor und dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar. Unsere Meinung zum Werk wurde dadurch nicht beeinflusst. Wer sich Mann und Frau – Ein Auslaufmodell? bestellen möchte, kann das in der Buchhandlung des Vertrauens oder hier tun.



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Eine wahre Geschichte. Relatable & ungefiltert.

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