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REVIEW ANGELS WHITE PARTY

Lezten Samstag war es wieder so weit: die Queer-Community strömte in weissen Scharen zum Volkshaus, um zusammen mit den Engeln Party zu machen. Wir waren dort. Und fühlten uns wahrlich wie im Himmel…

DIE PERFEKTE PARTY-VORBEREITUNG

Jedes Jahr, wenn die White Party vor der Tür steht, stellt sich den meisten Party-Gängern das gleiche Problem: WAS ZIEHE ICH AN?! Weiss, werdet ihr wohl denken, und damit liegt ihr auch ganz richtig. Aber tendieren nicht die meisten von uns dazu, ihre Kleiderschränke eher mit Dunklem zu füllen? Da ich absolut zu dieser Spezies gehöre,  stand am Nachmittag eine ausgiebige Shopping-Tour an. Diese startete aussergewöhnlich gut, nämlich mit einer Trefferquote von 100%. Sie verwandelte sich jedoch bald zu einem totalen Alptraum. Liebes Zürich – wo findet frau denn bitte sexy Oberteile in WEISS? Die Antwort – ziemlich überraschend: American Apparel!

Mein Herzblatt und ich  gönnten uns daraufhin erstmal eine ausgiebige Pause beim Rathaus-Café. Eine etwas zu ausgiebige Pause. Denn was dann folgte, war ein genervter Auftritt im H&M (verkaufen die aus Prinzip keine erotische Unterwäsche?), ein stressiges nach Hause rennen, ein hastiges Kochen, ein wahnsinnig gemütliches Nachtessen und genau 60 Minuten, um uns frisch zu machen, in Schale zu werfen, zu schminken, zu frisieren, die Nägel zu machen, zu parfümieren und die Tickets zu vergessen. Und als ob das nicht schon Herausforderung genug wäre, erreichten mich doch WÄHRENDDESSEN Nachrichten von Menschen, die entweder geglaubt haben, sie könnten am Tag der Party noch Tickets via Internet bestellen (toingtoingtoing!!!) oder, dass ICH mir für SIE an der Abendkasse die Beine in den Bauch stehen würde (toingtoingtoingtoing!!!).

DIE ERSTE BEGEGNUNG MIT DEM NACH BLACK MUSIC SUCHENDEN CHICK

Leicht gereizt und ein klein wenig ausser Atem, begaben wir uns zunächst an einen exklusiven und exquisiten Apéro, wo es alles gab, was das Herz begehrt. Der prickelnde Champagner mit Cassis und einer schwimmenden Himbeere, verfehlte seine Wirkung nicht und wir kamen heiterer Stimmung und voller Vorfreude gegen Mitternacht im Volkshaus an. Da es um diese Zeit noch nicht 15 Minuten dauert, bis Frau effektiv für kleine Mädchen gehen kann, entschied ich mich dazu, dies vorzuholen – und erlebte sogleich das erste erheiternde Highlight des Abends, das sich in der Toilette nebenan abspielte:

Crazy Chick 1: BOAAAAAAAAAAAAAAAH, DAS COCI ISCH JA HUERE GEIL!

Crazy Chick 2: *schniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiief* OH, JA, SCHEISSE, ISCH DAS GEIL!

Crazy Chick 1: HEY, WO ISCH EIGENTLICH D’XY?

Crazy Chick 2: HEY, XY, WO BIIIIIIIIIIISCH? CHUM ZU EUS, I’S WC GANZ RÄCHTS, MIR HÄND HUERE GEILS COCI!!! ÄCHT DE HAMMER!

Crazy Chick 3: *klopfklopf* MAAAAAAAAAAAAAAANN, SO GEIL, ICH WILL AU! MACH ABER E GROSSI LINIE!

Crazy Chick 1: VOLL EASY, MIR HÄND IM FALL NA HUEEEEEEEEEEEEERE VILL!!!!

Soviel zum Thema dezenter Drogenkonsum. Sie sprachen übrigens Thurgauer-Dialekt. Das machte die ganze Angelegenheit gleich noch eine Spur diskreter. Auf dem Weg in den Main Floor traf ich dann SIE. Das nach Black Music suchende Chick, das in einer Fernbeziehung steckt. Jenes Chick, das zwar „tanzend“ ihre Pussy an mir reibt, aber ansonsten ganz brav und treu ist. Genau dieses Chick, das zwar gerne würde, es aber doch nicht macht, nicht darf, nicht kann, weil unconditionally in love with her girlfriend. Das Chick, das zwar süss und unschuldig anmutet – aber auch anders kann. Wie sie sagt. Die Bestätigung dieser Aussage steht noch aus. Ich grüsste, gab drei Küsschen, gratulierte dazu, dass sie den Weg ins Volkshaus gefunden hatte und ging meines Weges. Vorläufig.

DIE ENGEL WISSEN, WIE MAN PARTY MACHT

Die Party war genau so, wie sie sein sollte: musikalisch absolut überzeugend, stimmungstechnisch fröhlich und ausgelassen. Mit tollen Leuten, deren Anblick mich in  90% der Fälle ehrlich erfreute, mit schrägen Vögeln und – ELVIS! Ja, auch der lässt sich eine solche Sause nicht entgehen! Wir tanzten ausgelassen, hatten grossen Spass und verloren uns natürlich alle aus den Augen. Wie das an einer White Party so üblich ist. Sich wieder finden? Praktisch unmöglich. Umso erstaunter war ich, als das nach Black Music suchende Chick noch mal auftauchte. Wir gingen gemeinsam nach oben und machten da weiter, wo wir zuletzt aufgehört hatten. Wir „tanzten“. Ausgiebiger als letztes Mal. Etwas gefährlicher als beim letzten Mal. Sie biss zu, ich kratzte. Ich denke, wir könnten grossen Spass haben – wenn da diese Freundin nicht wäre. Aber da ich ja strikte moralische Prinzipien verfolge, bewege ich mich im vorgegebenen Rahmen und finde dieses Spielchen ganz prickelnd. Das Volkshaus verlasse ich ja sowieso mit meinem Herzblatt. Hach, bin ich froh, dass sie mir so viele Freiheiten lässt. Herzblatt, Du bist einfach die Beste! Und an das nach Black Music suchende Chick: Vielleicht sehen wir uns ja mal an einer Party, wo deine Musik läuft. Du wolltest mir doch zeigen, dass Du wirklich tanzen kannst…



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