Kommentar / Rezension / Kolumne

D’ Francine und de Flöru. Oder: die Tücken der modernen Kommunikation

Kürzlich haben sich Francine Jordi und der nun allseits verschmähte Florian Ast getrennt. Ein riesengrosser Schock, eine wahrhaftige Katastrophe, standen die beiden doch für kitschig-schöne Liebe. Für jene, denen diese beiden Namen so rein gar nichts sagen: Francine Jordi ist so was wie das Schweizer Schlagerschätzli mit schlechtem Händchen für Männer (etwa so wie in Deutschland die süsse Michelle), Florian Ast ist ein Musiker, der sich selbst als Rocker sieht, was jedoch der Rest der Schweizer Bevölkerung nur mit einem müden Lächeln abtut. Warum ich darüber hier, auf lesbian chic, berichte? Das sag ich jetzt noch nicht. Da müsst Ihr schon weiter lesen.

Verhängnisvolle Moderne

Florian Ast und Francine Jordi, das Vorzeigepärchen, ist nicht mehr. Medial bis zum äussersten Maximum ausgeschlachtet, ist die Beziehung nun, nach nur einem Jahr Geschichte. Warum? Er hat sie betrogen (böser Junge!). In den USA, als er eben mal zwei Wochen alleine unterwegs war (ganz böser Junge!). Wie sie davon erfahren hat? Sie hat sein Handy durchstöbert und eindeutige Kurznachrichten gefunden. Tja, so kann’s gehen. Nein, REWIND und stopp mal: Was hat sie an seinem Handy zu suchen? Irgendwie scheint es bei gewissen Personen, und damit meine ich auch gewisse Frauen liebenden Frauen, mittlerweile total normal zu sein, sich das Mobiltelefon der Partnerin / des Partners – auch ohne deren Einverständnis – zu krallen, und frischfröhlich darin herumzustöbern. Das löst bei mir ein grosses „GEHT’S NOCH?!“ aus. Weil: Mein Handy ist mein Handy. Auf diesem Gerät, auch Mobiltelefon genannt, sind private Konversationen mit Menschen, die ich mag, abgespeichert. Und davon gibt es neben meiner Herzallerliebsten doch auch noch ein paar Weitere. Wir tauschen Gedanken, Gefühle, Probleme, oder auch einfach nur Mist aus. Wenn ich meiner Freundin davon erzählen möchte, dann tue ich das. Wenn ich meiner Freundin etwas zeigen möchte, dann mache ich das. Wenn nicht, bleibt es eine Konversation, ein Austausch zwischen mir und der betreffenden Person. Ich schalte ja mein Telefon auch nicht auf laut, wenn ich ein Gespräch mit meiner besten Freundin, meiner Mutter oder meinem Chef führe, damit meine Geliebte auch schön alles mithören kann. Dabei geht es nicht nur um meine Privatsphäre, sondern auch um jene meines Gegenübers. Und somit um Respekt und Anstand.

Es geht noch schlimmer

In meiner Lieblingszeitung „Blick am Abend“ wurden ein paar Personen dazu befragt, wie sie es denn finden, dass Francine die Nachrichten auf Flöru’s Mobiltelefon gecheckt hat. Einige fanden das total daneben (danke, ich bin nicht alleine), andere betonten, dass sie ihrem Partner / ihrer Partnerin grundsätzlich vertrauen und in allfälligen Verdachtsmomenten das direkt Gespräch suchen würden (bravo!). Es gab aber auch eine junge SIE, die aussagte, dass sie zwar die Passwörter für Facebook und E-Mail ihres Freundes habe, jedoch keinen Gebrauch davon mache (genau). Was soll das denn bitteschön? Warum braucht meine Partnerin MEIN PASSWORT für meine Mails oder meinen Facebook-Zugang? Wenn ich wünsche, dass meine Freundin eine Mail, die sich im Posteingang befindet, erhält, dann schicke ich sie ihr selbst zu. Via Mobiltelefon, oder aus irgendeinem Café, oder vom Büro aus. Und was soll meine Partnerin bitte für mich auf Facebook erledigen? Der Welt mitteilen, wie ich mich gerade fühle? In meinem Namen etwas liken? Oder, und da haben wir’s wieder, Nachrichten lesen?

Fazit

Ich weiss ehrlich nicht, was das Ganze soll. Wahrscheinlich ist das wieder so eine „Wir-verschmelzen-zum-Kollektiv“-Sache, auf die ich generell wahnsinnig allergisch reagiere. Zudem bin ich aus vollster Überzeugung der Meinung, dass man heutzutage, trotz der vielen Kommunikationskanäle, die man nutzen könnte, in heiklen Situationen einfach miteinander sprechen sollte. Nicht am Telefon, nicht über Skype, sondern FACE TO FACE und damit total old-school. Und wenn eine die Eierstöcke für ein solches Gespräch nicht aufzubringen vermag, die könnt ihr sie sowieso gleich in den Wind schiessen. Wie Francine ihren Flöru. Denn dann hat die betreffende Dame wohl wirklich so einiges zu verbergen.



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1 Comment

  1. Melanie
    9. Juli 2012 at 1:49

    Also meine Freundin hat ja auch mein Mailpasswort… aud dem einfachen Grund, dass ich sie wenn ich kein Internet habe bitten kann, mir eine Mail vorzulesen. Manchmal ist eine Mail einfach so wichtig, dass ich sie dann bitte zu schauen ob eben diese Mail angekommen ist und sie sie mir dann vorliest (z.B. während ich ohne Internet im Urlaub bin). Ansonsten bin ich auch gegens stöbern, aber wenn ich etwas davon habe, dann darf sie mit meiner Erlaubnis gerne stöbern ;-)

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