![\"vatikan1\"](\"https:\/\/www.lesbianchic.de\/wp-content\/uploads\/2014\/12\/vatikan1-e1418034684419.jpeg\")
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Vor einigen Monaten traf sich die Bischofsynode und besprach die Themen Ehe und Familie. Der Zwischenbericht war ein Erdbeben und Elton John k\u00fcrte den Papst Franziskus zu seinen Helden: \u201eWhat are we waiting for? Make him a saint!\u201c. Und tats\u00e4chlich hat sich im Vatikan einiges getan: letztes Jahr hat dieser Papst eine Frage zur Homosexualit\u00e4t mit \u201eWho am I to judge?\u201c beantwortet und nun dieses Erdbeben. <\/strong><\/p>\n Der Zwischenbericht spricht Themen an, \u00fcber die man sonst in der Kirche schweigt: alternative Lebensformen zur Ehe, Scheidungen, uneheliche Kinder, Wiederverheiratete und eben Homosexuelle. Und sie sprechen nicht nur dar\u00fcber, sondern schlagen auch ganz neue T\u00f6ne an. \u201eHomosexuals have gifts and qualities to offer to the Christian community. [\u2026] The question of homosexuality requires serious reflection on how to devise realistic approaches to affective growth, human development and maturation in the gospel, while integrating the sexual aspect, all of which constitute an important educative challenge. [\u2026] Without denying the moral problems associated with homosexual unions, there are instances where mutual assistance to the point of sacrifice is a valuable support in the life of these persons.\u201d Obwohl es mittelalterlich t\u00f6nt (moral problems), solche Worte sind ein grosser Schritt im Vatikan. Gifts and qualities \u2013 nichts mehr von einem Teufelsbund, wie sonst.<\/p>\n Leider schaffte es dieses Erdbeben nicht, Petrus, den Stein, das Fundament der Kirche, richtig zu ersch\u00fcttern. In der Schlussbotschaft zur Synode hatten Homosexuelle keinen Platz mehr. Nicht mehr dieselbe innovative Sprache, sondern das Altbekannte: die heilige Familie, die heilige Ehe, die heilige Treue und weiterer heiliger Bimbam. Sehr schade. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Erdbeben trotzdem einiges bewegt und wachger\u00fcttelt hat.<\/p>\n <\/p>\n <\/p>\n Paradoxon<\/strong><\/p>\n Aber eigentlich ist ja diese Beziehung zwischen der katholischen Kirche und der Homosexualit\u00e4t schon ein bisschen paradox, nicht? Ich bin kein bisschen theologisch gewandt, aber wenn ich etwas vom Religionsunterricht zum Neuen Testament mitgenommen habe, dann N\u00e4chstenliebe, doppelt unterstrichen und mit Stabilo umrahmt. Die Liebe, das nebeneinander leben und leben lassen, einander so zu behandeln, wie man selbst behandelt werden m\u00f6chte \u2013 das sind doch die Kernbotschaften dieses Buches. Wie ist es dann m\u00f6glich, dass die Kirche, die sich diese Botschaften auf die Fahne geschrieben hat, einer ganzen Gruppe von Menschen die Menschlichkeit aberkennt und ausschliesst? Wie k\u00f6nnen die Kirchenv\u00e4ter den Widerspruch zwischen diesen Kernbotschaften und dem Verhalten gegen\u00fcber Homosexuellen aufl\u00f6sen? Ist das \u00fcberhaupt m\u00f6glich?<\/p>\n Paradoxon zum Zweiten<\/strong><\/p>\n Noch paradoxer wird das Ganze, wenn man ihre Theorie zur Homosexualit\u00e4t mit der Realit\u00e4t im Vatikan vergleicht. Immer wieder kommen Ger\u00fcchte von gelebten schwulen Beziehungen zwischen den Herren der Kirche ans Licht. (Ganz etwas anderes sind nat\u00fcrlich die Geschichten des Kindsmissbrauchs durch Kirchenv\u00e4ter \u2013 das ist einfach nur grausig und schrecklich.) Wie Heine so sch\u00f6n sagte: Wasser predigen und Wein trinken. Das geht gar nicht. Finde ich zumindest.<\/p>\n <\/p>\n Schnitt ins eigene Fleisch<\/strong><\/p>\n Die Kirche begreift nicht, dass diese paradoxe Einstellung zur Homosexualit\u00e4t nichts als kontraproduktiv ist. Erstens schliesst sie Menschen aus, obwohl es auch in dieser Gruppe einige gibt, die gerne von der Kirche an die Hand genommen und durchs Leben gef\u00fchrt werden m\u00f6chten. Und auch viele Heterosexuelle, welche mit dieser Homophobie nichts anfangen k\u00f6nnen, werden abgeschreckt. Als ich klein war, hatten wir in Rusmu, dem wundersch\u00f6nen Kaff in dem ich aufwuchs, einen wundervollen Pfarrer. Der schaffte es, dass ich mich an den obligaten Kirchg\u00e4ngen an Weihnachten und allenfalls an Ostern gar nicht so sehr langweilte. Und das ist eine abartig grossartige Leistung, wenn ein vierj\u00e4hriger Goof eine Stunde einigermassen ruhig in der Kirche sitzt. Dann sprach sich aber in unserem wundersch\u00f6nen Kaff herum, dass dieser tolle Pfarrer eventuell vielleicht schwul sein k\u00f6nnte. Und er musste gehen. Heute haben wir keinen Pfarrer mehr im Dorf (es gibt ja viel zu wenige) und die, die sich in der Zwischenzeit daran versuchten, f\u00fchrten zum G\u00e4hnen nach f\u00fcnf Minuten. Was ich damit sagen will: ich behaupte, dass die Kirche sich mit dieser Homophobie selber schadet, weil dadurch viele gute Leute verloren gehen.<\/p>\n Und die Frauen?<\/strong><\/p>\n Bei uns Lesben kommt ja noch dazu, dass wir homo und Frauen sind \u2013 im Sinne der Kirche sozusagen doppelt Menschen zweiter Klasse. Dass die Kirche ein Patriachat sondergleichen ist, wissen wir. Ob sich unter dem neuen Papst auch etwas in dieser Hinsicht \u00e4ndert, ist noch nicht ganz klar. Einerseits betont er, dass es DIE Kirche heisst und somit die Wichtigkeit der Weiblichkeit, andererseits solle die \u201efalsche\u201c Emanzipation nicht von der Rolle der Frau als Mutter ablenken. We will see, ob auch diese Steine noch es betzli Wanken werden.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" Elton John k\u00fcrte den Papst Franziskus zu seinen Helden: \u201eWhat are we waiting for? Make him a saint!\u201c. 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