Love & Dating

Vom Ende der Liebe

Das Ende einer Liebe kann viele Gesichter haben. Eines tränenverschmiertes. Ein wutverzerrtes. Ein fragendes. Ein völlig leeres. Es gibt Menschen, die brechen im selben Moment, in dem die Liebe endet, alle Brücken ab zu demjenigen, der ihnen einmal so viel bedeutet hat. Andere versuchen, die Liebe zu retten und kämpfen um jedes Wort, jeden Blick, der ihnen glauben macht, es gäbe einen Schritt zurück. Es gibt Hoffende und Hoffnungslose, Rasende, Kämpfende, Verzweifelte. Der Liebeskummer wird von einem abstrakten Gefühl zu einem scheinbar ewig währenden Schmerz, zu einer eiternden Stichwunde mitten im Herzen.

Eines haben all diese Gesichter gemeinsam: man findet nur schwer Worte, um sie zu fassen und um anderen begreiflich zu machen, wie weh es tut. Stefanie, eine meiner besten Freundinnen, hat es für meine Begriffe geschafft, meinem persönlichen Liebesschmerz ein Gesicht zu geben. Das ist für all jene, die leiden, weil ihre Liebe gegangen ist. Es wird besser werden. Irgendwann.

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Vom Ende der Liebe
– von Stefanie Drescher

So so, Herr Doktor.
Herr Feind.
Bedenke mich mit deinem Blick. Verkenne mich mit deinem Urteil.
Schätze mich mit deiner Verachtung und trage mich auf Händen.
Zum Abgrund.
Hier entlang. Dort entlang. Querfeldein durch den Wahnsinn.
Durch die Heide des Irrsinns irre ich mit irrem Blick deinen Worten, deinen Fäden hinterher.
Gebogen, gefesselt. Die Handgelenke gebunden. An eisernen Schnüren.
Grau auf Rot auf weiß. Schneiden sie ins Fleisch.
Zerschneiden, zersetzen, zerfetzen
Zu schnell und zu langsam
Zu früh und zu spät
Glasige Augen und leerer Blick
Durch wortkarge Wälder hetzen
Zum Abgrund, zum Abgrund
Tief, tief hinab.
Herr Doktor, wie sehe ich aus?
Kreischende Geigen und schwarze Rosen
Kälte und Hitze
Feuersbrünste und Brandung wechseln, tosen
Ich dreh mich im Kreis, ich dreh mich am Spieß.
Ich dreh mich graziös und ich brenn.
Schmelzendes Porzellan, morsch
Zersplitterte erst und zerbarst
Scherben auf dem Grund des Meeres
Eingesunken in Staub.

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Rühren, rühren.
Knochen und Fleisch.

Rühren, rühren.
Da ist nichts aufzuspüren.
Bin ich noch Ihr bestes Stück?
Im Abgrund, im Meer
Am Wendepunkt der Gezeiten
Wo Mehrsein zu wenig und zuviel
Und der Tod das anerkannte Ziel
Stößt sie sich vom Boden ab und gräbt sich ein
Durch die Wüsten der Einfalt
Versunken in ihrem Staub
Lautlos zersetzen, zerfetzen
Die Krebse den Verstand
Irres Lachen, irres Schweigen
Weiter durch die Klüfte des Zorns
Ich bin der Hass auf mich selbst
Auf das, was an mir hängt und ich nicht an ihm
Versinke im Morast der Gleichgültigkeit.
(Ist doch egal)

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Ein Besuch in der Metropole der Einsamkeit
Ohne Begleitung, diesmal.
Diesmal für lange
Lange Zeit, Aufenthalt unbefristet
Abgetrieben abtreiben
Und verrückt genug bleiben
Um zu bleiben
Verkrochen in stickigem Trübsinn
Und ohne Erinnerung
An die Welt
Nun denn, abscheuliches Gesicht, ekelhafte Präsenz
Komprimierte Neonstaubkonzentration
In den Lungen, in den Augen
Brennt sie auf der Haut, verbrennt sie einmal mehr
Den Körper, der sich abwendet
Und den Geist
Aus dem Wahnsinn zuerst erstanden
Schwerelosigkeit und Tendenz zum Schwermut
Entstelltes Chaos, wohlgeformt
Bleiern und federleicht
Und einmal mehr mühelos um Vergessen bemüht.




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