Kultur

Tasya van Ree – ein Multitalent

Ich muss ehrlich gestehen: erst durch Amber Heard bin ich auf Tasya van Ree aufmerksam geworden. Sie ist Künstlerin durch und durch, und es fällt mir schwer, ihre  Werke treffend zu beschreiben. Ich versuche es trotzdem: „Unglaublich“, „sinnlich“, „leidenschaftlich“, „verrucht“, „stark“, „emotional“, „cool“, „intim“, „heftig“, „roh“, „sexy“, „packend“, „verführerisch“, „fesselnd“, „unwiderstehlich“, „betörend“, „atemberaubend“, „aufwühlend“, „überwältigend“, „grossartig“. Gäbe es einen einzigen Begriff, der all diese Adjektive umfasst, dann hätte ich das richtige Wort wohl gefunden.

Inspiration

Ihrer Homepage ist zu entnehmen, dass Tasya van Ree, geboren und aufgewachsen auf Hawaii, schon immer von den täglichen Wundern der visuellen Welt fasziniert gewesen ist. Ihre Leidenschaft gilt der schwarz-weiss Fotografie, denn diese, so die Künstlerin, sei in der Lage, den inneren Dialog des Sujets einzufangen und zu enthüllen. Es geht ihr darum, das Wahre, das Wirkliche zu zeigen – auch wenn, oder gerade weil es im Inneren des Menschen, im Verborgenen liegt. Ihre Vorbilder sind Henri-Cartier Besson, französischer Fotograf und der Vater des modernen Fotojournalismus, Pionier des 35mm-Formats und Mitbegründer der „Street Photography“, sowie Weegee (Arthur Felling), der ebenfalls durch seine schwarz-weissen Strassenfotografien Berühmtheit erlangte.

Die Fotografin und ihre Muse

Neben Selbstportraits, die die brünette und exotische Schönheit stets mit Hut zeigen, sind es Bilder von Berühmtheiten, mit denen sie bekannt wurde. Deren Betrachtung ruft Erinnerungen an den ehrwürdigen Helmut Newton wach. Auch Parallelen zu Ellen von Unwerth sind auszumachen. Vielfach steht ihre Freundin und Muse, Amber Heard, Modell. Langweilig wird die Kunst dadurch aber nicht im Geringsten, versteht es Frau van Ree doch stets, ihre Allerliebste auf immer neue Weise ins richtige Licht, oder auch ins richtige Dunkel zu setzen. Und: Amber ihrerseits beherrscht das Spiel mit der Kamera nur zu gut. Solche Bilder können jedoch nur entstehen, wenn wer zusammengehört auch zusammenkommt, wenn unglaubliches Vertrauen und unsägliche Leidenschaft zwischen zwei Menschen herrscht. Tasya beschreibt diese einmalige Verbindung mit den folgenden Worten:

“Amber and I met a little over three years ago. There was something about her that I couldn’t quite understand. It was beyond her physical beauty, she captured something inside of me artistically. We instantaneously formed a connection and the documenting then began. I think there is a degree of trust that anyone must have with you when you ‘intrude’ into their life with a lens” (2010).

ART

Wie eingangs erwähnt, beschränkt sich Frau van Ree jedoch nicht nur auf die Fotografie: Die Bilderreihe „Birthmarks of the Feminine“ besteht aus aquarell-artig gehaltenen, farbigen Werken von Frauen, deren Kleider teils an Kostümfilme erinnern, teils an Variété-Shows. Dominant sind die Farben Rot und Gelb. Die Gesichter sind sehr sorgfältig, sehr sanft gezeichnet, nur die Lippen eingefärbt. Das Drumherum ist aber ein kräftiges Spektakel. Trotzdem gerät der Gesichtsausdruck dabei nicht in den Hintergrund – er ist vielmehr aufgrund des Kontrasts sehr auffällig und stark. Die Zeichnungen unter dem Titel „Trauma in the Womb“ sind, wie es der Name schon vermuten lässt, ziemlich verstörend: auf gelblichem Grund hat die Künstlerin mit schwarzer Farbe (ähnlich einem Kohlestift) auf eher schematische Weise Wesen gezeichnet. Markant sind deren Münder, Brüste – und behaarte Vaginas. Die Werke unter dem Namen „Distorted Delicacies“ erscheinen wie eine Vermischung von „Birthmarks of the Feminine“ und „Trauma in the Womb“: Schöne Gesichter wurden zum Beispiel auf den Körper eines Vogels gesetzt, ein Tier – von dem man das Kopfskelett sieht – greift nach einem Herzen. Rot, Gelb, aber auch Schwarz sind sehr präsent. Tasya bemalt und beschreibt übrigens auch ihre Fotografien. Sie mag die Wirkung dieser Kombination und findet, dass auf diese Weise der Kunst eine noch persönlichere Note verleiht wird.

Film

Aller guten Dinge sind drei: Die Filme, die Frau van Ree kreiert, haben zumeist weibliche Protagonistinnen, sind (natürlich) in schwarz-weiss gehalten, und mit interessanter, stimmiger Musik hinterlegt. Es wird kein Wort gesprochen. Die Bilder sind aber allemal in der Lage, die Betrachterinnen und Betrachter in eine andere Welt zu entführen, schwelgen zu lassen, gespannt zu sein, was wohl noch kommen mag. Auch für dieser Kunstform ist Amber Heard ab und an vor die Linse gestanden, und nahm dabei zumeist die Rolle des blonden Gifts ein – verrucht, sexy, cool, abgeklärt, furchtlos. In der Gay-Community der USA haben Tasya und Amber mit „I equals you“ viel Aufmerksamkeit erreicht: Der Kurzfilm zeigt die Beiden gemeinsam mit vielen weiteren Kämpferinnen und Kämpfern im Einsatz für die Gleichberechtigung von Homosexuellen. Das Ziel der Künstlerin ist aber ein Höheres: “I want equality for every single person in this world” (2010).

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=oAv5e3skFv4[/youtube]

Frau darf gespannt sein, womit uns Tasya van Ree in Zukunft noch beglücken wird. Ich für meinen Teil habe mir zwei neue Ziele gesteckt:

Erstens: eine Ausstellung von ihr zu besuchen.

Zweitens: eine echte van Ree an meiner Wand hängen zu haben.

Tasya van Ree gibt’s übrigens auch auf Facebook, ihrem Blog und Twitter.



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2 Comments

  1. 27. November 2011 at 10:59

    Hallo Sunny

    Du hast mir gerade den Sonntag versüsst! Ich habe Miss van Ree soeben kontaktiert und werde darüber informieren, sobald ich mehr weiss.

    Dir einen schönen Tag und ein riesengrosses DANKESCHÖN!

    Fabienne

  2. Sunny
    27. November 2011 at 10:02

    Nur so als tipp für zb die schreiberin und alle anderen… Tasya kommt in die Schweiz… Hier eine Kopie ihres Tweets: Ticket all booked— Basel here I come! Vom 27.11.11 01:04

    Mehr weiß ich auch noch nicht. Manchmal beantwortet sie fragen.
    Lg Sunny

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