Ausgangszene Schweiz

Review: Silvester im Schloss Sihlberg! Circus Circus.

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Es ist Dienstag, der 31. Dezember 2013

23 Uhr: Zeit, loszugehen zu einer vielversprechenden Feier mit Dresscode 20er bis 50er Jahre.

Ich steige aus dem Traum aus und sehe von weitem dass hell erleuchtete Schloss in leichter Anhöhe. Leichtfüssig gehe ich auf die leise summende Location zu. Vor dem Schloss stehen einige Leute. Sie warten nicht. Sie schauen gelassen auf die Ankommenden. Da erblicke ich ein klein wirkender Junge, pardon, jungen Mann, der neben der Kasse steht und mir zulächelt. Er wirkt kaum18, ist aber gekleidet wie ein Herr. Ich sehe seine blonden Locken, wie sie ihm ins Gesicht fallen, und seine markanten grünen Augen. Der kleine Prinz. Ich zeige mein online gekauftes Ticket, welches nicht eingescannt wird. Es wird mir Einlass gewährt. Der kleine Prinz wird von allen gesichtet. Sein viel zu grosses Hemd in dickem weissen Stoff sitzt lasziv in seinen Hosen. Er tritt zu mir, in Wirklichkeit ist er gewiss 1 Meter 80 Gross. Ich sehe seine blonden Locken. Etwas strahlt in mir.

„Hallo, ich bin Sebastian. Kommst du auch an die Party?“

„Ja, hallo“, sage ich etwas verunsichert.

„Komm mit mir. Ich möchte deine Begleitung sein.“

Eigentlich habe ich noch mit Freundinnen abgemacht, geht es mir durch den Kopf. Aber Sebastian lächelt. Unwiderstehlich und mit verschmitzter Pose. Ein Grübchen.

„Ja klar. Ich heisse Lisa.“

„Folge mir. Ich zeige dir die Welt wie sie früher war und noch nach gleichen Massstäben spielt wie heute. Die Menschen sind zwar im Look der 20er Jahre, doch ihr Wesen ist modern. Hedonistisch, kommerziell. In Schale geworfen jubeln sie sich zu. Die Zeit verändert. Doch die Machtspiele bleiben gleich. Ich zeige dir eine Welt, wie sie heute ist und wie es damals war. Die Regeln der Gesellschaft bleiben jeweils die gleichen. Absurd gesprochen.

Der Türsteher öffnet uns schwungvoll die Türe. Das Märchen beginnt Der Gastgeber mit hohem schwarzen Zylinder und kinnlagen, dunklem Haar grüsst den Prinzen: „Hallo Sebastian. Schön dass du gekommen bist.“

Wir betreten Hand in Hand den Eingangsaal. Die Leute stehen rauchend und lachend auf den Raum verteilt. Einnehmende Beats rauschen uns aus dem Innern des Schlosses entgegen. Ich schaue mich um. Mein Blick wird von Frauen wie Männern freundlich interessiert erwidert.

Garbo-Kisses

 

Der erste Raum: Schönheit und Stil

Der erste Raum, mit mitreissender House-Musik, ist dicht bedrängt. Die Leute tanzen ausgelassen und wild zu den Beats. Bumm Bumm. Die Atmosphäre zieht mich sofort in einen Bann und ich verfalle in eine Art Trance. Meine Arme bewegen sich locker leicht zu den taktvollen Klängen. Es ist super eng, doch der vertraute Blick Sebastians, welcher alles unter Kontrolle zu haben scheint, lässt auch mich entspannen. Ich lächle, nein ich lache, spreche mit verschiedenen Menschen, die sich offen und  interessiert zeigen.

Um mich herum wird gemurmelt. Die Blicke richten sich zur Tür.

Da erscheint er. Ein bedachter Mann mitte 40, ansehnlich in seiner Haltung und Gebärden. Sein Gesicht ist souverän, erste Stirnfalten haben sich gebildet. Er trägt weisse Handschuhe und rote Lackschuhe und einen Stock aus Ebenholz.

Ich stocke. Zu beiden Seiten jeweils eine Frau, ein Marlene Dietrich Verschnitt und eine, die mich sofort in ihrem Bann zieht, wie Greta Garbo, in ihren köstlichsten Zeiten. Er flüstert einer etwas ins Ohr. Sie errötet und lächelt, dann sieht sie mich. Ihr Gesicht verstummt.

„Hallo werter Onkel, Graf von Sihl. Es ist wahrlich eine Ehre, Sie hier begrüssen zu dürfen. Sind sie gut angereist.“

Der Graf von Sihl lächelt den Prinzen an. „Ja, ich bin gut gereist.“

Der Prinz: Darf ich Ihnen Lisa vorstellen?

Der Graf zieht seinen Hut und nickt mir zu.

Einen kleinen Knicks machend, zwinkere ich Greta Garbo zu. Und sie mir zurück. Während Sebastian und sein Onkel sich angeregt unterhalten, fangen Greta und ich an zu tanzen. Der Graf nickt mir freundlich zu. Greta kreist ihre schön geformten Hüften zu der Musik. Wir bewegen uns in gleichsamen Schritte. Sie streichelt mit beim Tanzen mit zwei Fingern über die Wange.

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Ist das eine Gay Party oder nicht?

Die Frauen sehen nicht lesbisch aus. Sie sehen Hammer aus. Mit ihren glitzernden Abendkleidern, dem Feder-und Perlenschmuck, den hochgesteckten Frisuren. Alles im Stil der 20er Jahre.

Ich informiere mich beim kleinen Prinzen. Er meint, es gäbe hier Leute allen Geschlechts und keine überwiegende Mehrheit. Aber Greta sieht entzückend aus. Ob sie gay ist oder nicht, sei dahin gestellt. Sie streichelt meine Arme und beisst sich verführerisch auf die Lippen. Oh ich mag Greta, auf ins Neue Jahr!

Der Prinz überreicht uns zwei Gläser sprudelnden Prosecco. Der Countdown läuft! Wen soll ich jetzt küssen: Den Prinzen oder Greta?

Bevor ich mich entscheide, ist der Prinz uns beiden schon herzlich um den Hals gefallen und hat uns beiden einen Dicken Kuss auf die Backe gedrückt. Ich schaue um mich, die Leute umarmen und küssen sich alle untereinander.

Mit heissroten Backen und pochendem Herzen gehe ich etwas verwegen aus dem Raum um das zauberhafte Schloss weiter zu erkunden. Dynamisch und stilvoll mixen die jungen Barkeeper in ihren schwarzen Hemden und braunen Hosenträgern die Drinks und giessen sie in grosse, runde Gläser.

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Die anderen Räumlichkeiten im Unterirdischen

Eine steinerne Treppe führt in die unteren Räumlichkeiten. Das Treppenhaus fungiert als Zeitmaschine. Von unten rollen heitere Swing klänge über die Treppenstufen nach oben. Ich betrete den verschachtelnden Raum und sehe im warmen rötlichen Licht schwingende Röcke und zappelnde Beine in allen Ecken.

Hier im Unterirdischen hat es deutlich mehr Platz, daher umso mehr gut gelaunte Gäste in allen Variationen. Es laufen Swing und alte Klassiker, neu gemixt. Ich schwebe auf die Tanzfläche und singe an gewissen Stellen der Lieder mit, hebe meine Arme wie die Anderen. Die Menge dreht sich zur kleinen Bühne über dem DJ Pult. Es erscheint der kleine Prinz, der die Leute herzlich grüsst und wartet bis die Musik wieder einsetzt. Alle Blicke ruhen gespannt auf ihm. Erst wiegt er nur seinen Kopf langsam hin und her und schaut ein wenig einsam, vielleicht auch etwas wehmütig in die Menge. Man sieht nur mit dem Herzen gut. Dann beginnt er zu tanzen. Sein Tanz ist leicht und leidenschaftlich. Wie schwerelos gleitet er von einem Ort zum andern, seine Füsse bewegen sich geschwind hin und her. Sein Körper biegt und dreht sich im Kreis, seine Hände formen Zeichen in die Luft.

Fasziniert sehe ich dem Prinzen zu. Laute des Jubels und der Freude gehen durch die stehende Mende. Plötzlich eine Hand und meiner Taille, sie schmiegt sich an mich. Ich drehe mich um. Es ist Greta! Ich strahle. Sie küsst mich sanft und fährt mit ihren weichen Händen über meine Haare und meinen Nacken. Wow. Es knistert und ich erwidere ihren Kuss. Willkommen im Jahr 2014!

 

Otto Dix
Otto Dix

 

Fazit

Gute Party mit Stil, erstaunliche viele (95%) sind verkleidet gekommen. Die Masse hetero-friendly und unvoreingenommen. Der Eintritt ist relativ hoch mit rund 100 Franken, die Getränke sind jedoch inbegriffen. Je mehr du trinkst umso mehr profitierst du. Alles in Allem eine gut abgerundete Party. Gut gelaunt ins Neue Jahr!

 



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