Ausgangszene Schweiz

Review: Lady Crash @ Indochine Zürich

 

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Eine weitere, neue Housefashion-Party am Zürcher Les-Horizont lockte am Freitag, 31. Januar 2014 mit einer Location vom Feinsten und zwei etablierten DJs die Frauen liebenden Frauen in den Ausgang.
Haben wir nun den Aufgang eines neuen Stern am Nightlife-Himmel erlebt, bloss einen Silberstreifen am Horizont gesehen – oder ist es lediglich eine weitere Party unter den mittlerweile zahlreichen (aber leider eher eintönigen) Zürcher Lesben-Parties, die wir im Partykalender aufführen können?
Euer oberkritische Party-Muffel liess sich von der vielversprechenden Location und der nie untergehen wollenden Hoffnung auf Ausgang mit Klasse verführen, und war vor Ort und hat sich das Ganze angesehen und angehört. Das Fazit könnt ihr hier nun lesen.

23:30 Uhr – meine Begleitung und ich kommen gut eine halbe Stunde nach Türöffnung im Club an, und treten gerne von der Zürcher Kälte in die nach Luxus-Ferienresort irgendwo in Ozeanien anmutende Welt des Nobel-Clubs Indochine ein.

Die Erwartungen an den Abend: ein musikalisches Fragezeichen. Item. Aber ich bin ja auch anspruchsvoll. Wohl House. Party eben. Auf jeden Fall aber in den Genuss einer Location ganz nach meinem Gusto zu kommen; gediegen, mit ausreichend Bewegungsfreiheit, Sitzgelegenheiten und guter Luft sowie ansprechendem Ambiente. Nach den ersten fünf Minuten steht ausser Frage, dass die Location erwartungsgemäss locker alle Ansprüche von verwöhnten Party-Gängerinnen erfüllt. Tick ✓. Euer Party-Muffel ist somit erst einmal mehr als zufrieden gestellt. I’m happy und meine Begleitung und ich sind gespannt, wie der Abend werden wird.

Mit der Club-Wahl einher geht auch das Publikum. Ganz dem Anlass entsprechend, griffen die Ladies alle in die gediegen-stylische Ecke ihrer Kleiderschränke und entschieden sich mehrheitlich für schwarz-weisse Outfits (oder ist hier die Wahrnehmung der Autorin gerade etwas verzerrt? Ah ja, das ist ja üblich im Ausgang. In der Lesbenszene allerdings nicht unbedingt.). Ob mit oder ohne schwarzer Hornbrille, mit kurzen Haaren oder die lange Haarpracht locker natürlich über die Schultern wallend: Achtung, Eye Candy Alert!
Die Rucksack-Lesben-Fraktion war mit einigen wenigen Mitgliedern ebenfalls dezent vertreten.
Alles in allem kann also zu den anwesenden Ladies gesagt werden: fürs Auge, fürs Tanzen (im Rahmen der Musik; dazu an anderer Stelle mehr), und so gut wie jede Frau war für einige nette Worte zu haben. Sehr sympathisch.

Worauf ich hier nicht näher eingehen möchte: das übliche und unvermeidliche Wiedersehen von Freundinnen, Exen, Bekannten und das (un)angenehme Entdecken von Überschneidungen von – nennen wir es der Einfachheit halber mal – «Bekanntenkreisen». It’s a small world. Dies haben wir aber bereits nach den ersten 30 Minuten hinter uns gebracht. Man läuft sich hier zwangsläufig schnell über den Weg.

Um 1 Uhr waren dann wohl auch alle da, welche sich für diese Party-Premiere entschieden hatten. Nun zum wahrscheinlich Wichtigsten einer Party, neben der Location. Der Musik.
Ja was soll ich nun sagen? Selbst würde ich mich als 80s-Fan charakterisieren, die Indie-Pop-Rock und Singer/Songwriter u.v.a. Indie Electro Pop mag. Und schamlos abgeht bei (Deep) House, Tecno-Trance, Dubstep/DnB und auch Charts.

Der Flyer verhiess in die Jetztzeit transportierte 90s unter dem Label Housefashion. Eine Stock-Bild-Frau mit runder Beverly-Hills-90210-Kelly-Style Sonnenbrille, die direkt aus einer vergangenen Epoche auf dem Zürcher Party-Planeten gelandet ist und in ein unübersehbares Regenbogen-Farben Fetzen-Top drappiert ist, inmitten von cool-cleanen Eiswürfeln platziert. Die Headline-Box im amerikanischen Moto-Style nimmt das Farbthema wieder auf. Für die Findigen versteckt sich im Eisblau dezent negativ gehalten noch das Logo des Indochine und von her2her.

War die Musik bei unserer Ankunft verheissungsvoll easy Stimmung verbreitender Party-House, driftete das schon kurz später in ein mehrheitlich undefinierbares, eher vor sich hin dümpelndes Gemisch aus unspektakulär aufgepeppten 90er-Remakes, 08.15-DJ-Bumm-Bumm und weiterem ab. Es fehlte der dramaturgische Spannungsbogen. Nichts, was das Blut der Anwesenden auf dem Dancefloor so richtig zum Kochen gebracht hätte. Nach meinem Empfinden. Aber vielleicht liegt es auch nur an mir? Oder am (zu?) tiefen Promille-Wert in meinem Blut. Jedenfalls wünschte ich mir zusehends, in meinem Auto zum Friday-Night Radioprogramm der bekannten Zürcher Hit-Radios abgehen zu können.

Mein persönlich erster und letzter musikalische Höheflug des Abends: «Sing Hallelujah». Wow. Kaum merklich aufgepeppt, wie mir schien. So hätte ich mir das eher vorstellen können: grooviger, härter, schneller. Nicht nur diesen Track. Den ganzen Abend. Nein – ich meine keine Techno-Party, lediglich mehr mitreissende Beats.

Da ich aber nicht nur negativ sein möchte, und mir durchaus bewusst ist, dass ein Veranstalter kaum alle Musikgeschmäcker bedienen kann: die Lautstärke war sehr angenehm. Laut genug für Party, aber man konnte auch noch einige Wortfetzen mit anderen Ladies austauschen.
Wie fast schon vermutet, widerspiegelte das Flyer-Design weder die Klasse des Ambientes, noch die des anwesenden Publikums. Allerdings indizierte er den gespielten Musikstil.

Zusammengefasst

Publikum: eher jung, nicht szenig, mit Stil, viele Femmes, Altersdurchschnitt ca. 24 Jahre, sympathisch und unkompliziert

Musik: Mainstream «Party»-House, irgendwo zwischen Party, leicht angestaubt und bemüht, Charts, Gute-Laune-Musik und etwas DJ-ing. Angenehme Lautstärke; kurze Unterhaltungen waren gut möglich.

Club: 1a-Premium, cozy-elegant im asiatisch-orientalischen Stil, mit vielen Lounge-Sofas, verwinkeltes Raumkonzept, welches viele Rückzugsmöglichkeiten und Orte für Begegnungen bietet.

Bar: edel und gut erreichbar mit zero Wartezeiten, das Angebot ist dem Club-Niveau entsprechend, selbstverständlich im Glas serviert. 1 Bier zur Auswahl.

Flirtfaktor: mehr als gegeben

Fazit

Eine sehr angenehme Party, die durch die Location besticht; «Sehen und Gesehen werden» bei gut gelaunter sympathischer Stimmung. Eye Candy pur. Die Musik-Freunde kommen eher etwas zu kurz, aber als nette Background-Kulisse allemal mehr als ausreichend.

Why not? Definitiv eine Alternative zu den vielen anderen Parties, wo einem die Füsse auf dem klebrigen und von Plastik-Scherben übersähten Boden kleben bleiben. Wir sind Frauen und können hier auch getrost unser schönes Schuhwerk tragen. Wer es also gepflegt mag, fühlt sich bei Lady Crash im Indochine bestimmt wohl.



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