Love & Dating

Der Weg-Renn-Effekt

Und einmal mehr sitze ich hier und grüble darüber nach, wie es schon wieder so weit kommen konnte. Ich versuche dabei die Nachrichtenflut zu ignorieren, die mein Handy gerade überschwemmt und stelle stattdessen auf lautlos. Es fällt mir nicht einmal mehr schwer. Heutzutage wird es einem auch massiv erleichtert durch die Funktion “Nummer blockieren”. Ein Klick und Ruhe kehrt ein. Wie angenehm es ist, einfach so jemanden aus seinem Leben verbannen zu können, ohne dabei in ein verweintes Gesicht blicken zu müssen. Und dennoch.. Irgend sowas wie ein schlechtes Gewissen meldet sich. So von wegen Fairness und Rücksichtnahme..

Dabei habe ich es ihr von Anfang an gesagt: Ich will keine Beziehung, Verpflichtung oder sonst etwas bindendes. Bin ich deshalb ein schlechter Mensch? Nein, das war einfach nur ehrlich.

Aber was steckt hinter meiner Abneigung gegen zu viel Nähe? In der Psychologie unterscheidet man zwischen Bindungsunfähigkeit und Bindungsangst.

Bindungsunfähigkeit lässt keine gesunde Beziehung zu, sie wird meist schon zu Beginn sabotiert

Bindungsunfähigkeit

Diese beruht auf wesentlichen Charaktereigenschaften, die eine Bindung zu einem anderen Menschen erschweren bis unmöglich machen. So zum Beipiel fehlendes Einfühlungsvermögen, starkes Misstrauen und Egozentrik. In manchen Fällen sind diese Wesenszüge so ausgeprägt, dass sie zu sozialen und Persönlichkeitsstörungen zuzuordnen sind. Es gibt also tatsächlich Menschen, die nicht in der Lage sind, eine gesunde Beziehung mit einem anderen Menschen einzugehen.

Die Ursachen sind vielfältig, meist zurückzuführen auf fehlendes Urvertrauen (aus der frühesten Kindheit), genetischen Faktoren, anderen psychischen Erkrankungen (Depressionen, Schizophrenie, Borderline etc.) sowie auch durch Umwelt und Erziehung.

Davon muss jedoch unterschieden werden, dass viele sich selbst diese Unfähigkeit diagnostizieren um sich abzugrenzen und zu vermeiden, verletzt oder eingeengt zu werden. Also daran kann frau theoretisch selbst arbeiten, was bei der “echten” Unfähigkeit nur mit einem hohen Ressourcen- und Zeitaufwand möglich ist.

Verletzungen können ein Grund sein für Bindungsangst
Verletzungen können ein Grund sein für Bindungsangst

Bindungsangst

Wer kennt es nicht. Frau wurde sehr verletzt, ist ein Anziehungspunkt für komplizierte Frauengeschichten und kennt von Beziehungen nur den dramatischen Teil. Mit der Zeit steigt die Angst vor weiteren Fehlschlägen und das Konzept Beziehung wird komplett abgelehnt.

Die Angst vor Nähe und Verlassenwerden ist der häufigste Ausdruck von Verletzungen aus der Kindheit. Wenn das Urvertrauen in so jungen Jahren schon nicht gefestigt wurde, dann werden daraus meist Erwachsene mit Bindungsproblemen. Finden diese dann zusammen, kommen sie nicht vorwärts, weil beide abwechselnd zurückweichen und aufeinander zugehen.

Dabei gibt es zwei Arten von Bindungsphobikerinnen:

Die aktive Vermeiderin ist rastlos und ständig auf der Suche oder Flucht vor Beziehungen. Am Anfang ist sie total aufgeschlossen und involviert, doch sobald das “Opfer” sich eine Beziehung vorstellen kann und seine Liebe zeigt, kommt die Panik und schlägt die Vermeiderin in die Flucht. Dazu wendet sie folgende Taktiken an:

  • Sie provoziert einen Riesenstreit und bringt das “Opfer” dazu, sich von ihr zu trennen. Manchmal entwickelt sie dabei eine solche Zerstörungswut, dass sie einfach alles kapttmachen will, bis nur noch Trauer und Hass überigbleibt von Seiten ihrer Ex
  • Sie zieht sich immer mehr zurück, bis die Beziehung sich sozusagen auflöst
  • Sie macht abrupt Schluss und verschwindet. Das Fehlen einer Begründung ist nicht selten.

Im Gegensatz dazu ist die passive Vermeiderin geschickt. Sie sucht sich (unbewusst) gezielt jemanden, der nicht willens oder nicht fähig ist, eine Beziehung einzugehen und zieht sich somit geschickt aus der Verantwortung. Denn was kann man schon dafür, wenn man an die Falsche gerät?

  • Sie fühlt sich immer zu Frauen hingezogen, die nicht verfügbar sind oder nicht zu ihr passen
  • Bezeichungen wie selbstzerstörerisch und masochistisch mag sie gar nicht. Aber seine wir ehrlich, es ist eigentlich jedes Mal offensichtlich ein Fehlgriff.
  • Sie ist ganz einfach nicht in der Lage, die Signale einer chancenlosen Beziehung zu deuten oder stellt sich blind. Sie klammert sich zu lange an Träume und Wunschvorstellungen

Der grosse Unterschied zwischen diesen beiden Typen ist, dass eine aktive Vermeiderin oft kein gutes Haar an einer Beziehung lässt und lieber alles komplett vernichtet, während die passive Vermeiderin viel zu lange in ungesunden Beziehungen bleibt und unfähig ist, sich die Fehler ihrer Partnerin realistisch zu betrachten. Daher versuchen sie konstant, ihre Partnerin unbewusst ihrem Bild anzupassen.

Sobald man sich seinen Problemen bewusst ist, sollte man versuchen, sich davon zu befreien
Sobald man sich seinen Problemen bewusst ist, sollte man versuchen, sich davon zu befreien

Fazit: Ich will doch nicht so sein!

Um es mal klar zu sagen: Ich weigere mich strikt, mich mit einer dieser Typen zu identifizieren. ABER gewisse Aspekte beider Bindungsphobikertypen kommen mir sehr bekannt vor. Daraus folgt also, dass ich vielleicht doch ein kleines Problem mit Bindungen habe. Wenn auch zum Glück nicht gerade in der verrücktesten Form.

Es gibt ein paar Tipps, die wir uns alle zu Herzen nehmen sollten, ob mit oder ohne Bindungsprobleme, schaden kann es nie.

  1. Lasst euch Zeit. Niemand kann euch zu einer Beziehung zwingen und es ist besser, man beginnt entspannt mit einer Freundschaft als etwas zu überstürzen und bereuen.
  2. Lebt in der Gegenwart. Weder die Vergangenheit noch die Zukunft sollte einen Einfluss auf eure jetztige Beziehung haben. Und wer zu weit voraus denkt, macht sich meist nur unnötig Sorgen und Angst vor Dingen, die so vielleicht nie passieren.
  3. Finger weg von nicht verfügbaren Frauen! Dazu zählen Verliebte, Verlobte und Verheiratete, Frauen mit bekannten Bindungsproblemen, die unerwiderte grosse Liebe sowie grosse Herausforderungen (Drogenabhängige, psychisch gestörte und Dauerflirterinnen)
  4. Sex ist nicht geeignet als Beziehungsfestiger. Klar macht es Spass, aber eine Beziehung kann man dadurch nicht retten, dass man eine heisse Nacht zusammen verbringt. Das macht es meist nur schwerer.

Also Ladies, there is still hope (unless you are a psychopath).



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2 Comments

  1. 27. Juni 2016 at 13:34

    Liebe Carolin
    Interessant, dass dies alles passt, aber ich kann dir versichern, du bist nicht gemeint hier. Ich kenne keine Carolin. Jedoch bin ich offensichtlich nicht die Einzige, die sich so verhält und das tut mir leid.

  2. Carolin
    24. Juni 2016 at 10:29

    Kann es sein, dass ich diese Frau bin? Ich bin zufällig auf diese Seite gestoßen und der Name passt, das Geburtsdatum, Biowissenschaften und die psychologischen Eigenschaften und vorallem der Text über diese Frau dazu. Ich wollte keine Beziehung.

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