Vision

Chantal-Genoud-und-Manuela-Binggeli-Tages-Anzeiger-vom-4.12.10

Heutzutage geht man als Femme häufig unter – sei es in der Lesbenwelt à la “ach, du bist doch gar keine richtige Lesbe, schneid dir erst mal deine Haare ab” oder in der Heterowelt mit Kommentaren wie “du siehst gar nicht aus wie eine richtige Lesbe”. Ja, wir Femmes haben es nicht leicht, von beiden Seiten werden wir nicht richtig wahrgenommen und häufig belächelt.

Da muss sich was ändern. Das dachten sich auch zwei junge Femmes und beschlossen, etwas von Femmes für Femmes zu schaffen. Entstanden ist “lesbian chic”, ein Blog von uns für alle Femmes da draussen und solche, die es noch werden wollen. Hier der damalige Tages-Anzeiger Bericht.

die Redaktion lesbian chic

redaktion[at]lesbianchic.ch

 

Logo_Lesbianchic neu

 

Der Hintergrund
Als sich Manuela Binggeli und Chantal Genoud [cg] im Jahre 2008 kennen lernten, war vor allem die Intoleranz innerhalb der Szene, die doch so tolerant sein wollte eines der ersten Themen. Sie schrieben aus Leidenschaft, aus Witz, aber auch um aufzudecken, zu unterhalten und ein lesbisches Publikum zu begeistern. Der Name “lesbian chic” ist auch abgeleitet von der Kunstaustellung “Gay Chic” Anfang des neuen Jahrtausends.

 

Manuela Binggeli

Weitere wichtige Pfeiler von lesbian chic
Bisher schrieben Susulusie, Fabienne Fini, die ehemalige Chefredakteurin von 2010 bis 2012, verschiedene Gastautorinnen, oftmals Freunde von uns und neu Flora Robin und Marie Lange für uns. Weitere Schreiberinnen haben sich gemeldet um vor lesbian chic zu schreiben.

 

Daher mein Leitbild, mein Plädoyer an die Nachkommenden

Liebe Frauen, liebe Femmes, liebe Bisexuelle,

Heute ist der Tag gekommen, an dem wir uns zeigen – zeigen können, wer wir sind und wen wir begehren. Wir sind weiblich, wir sind schön, wir sind stark und ja, WIR BEGEHREN FRAUEN. Heute beweisen wir unserer Umwelt, dass es geht, weiblich UND homosexuell zu sein. Es ist an der Zeit, unseren Sexappeal und unsere Leidenschaft nicht mehr zu verstecken.

Und wenn heute noch jemand auszusprechen wagt „Sie ist so unattraktiv, sie muss lesbisch sein!“, werden die Leute schon bald sagen, wenn sie eine umwerfende Frau erblicken, „Hey, die ist so hübsch, sie muss einfach lesbisch sein!“.

Es ist an der Zeit, uns nicht mehr in Schubladen stecken, uns von den alten Codes der Lesbenszene nicht mehr beeinflussen zu lassen, um so zu sein, wie wir selbst sind und fühlen. Es ist an der Zeit, unser eigenes Bild der lesbischen Frau zu propagieren und uns so zu vermarkten: WEIBLICH UND HOMOSEXUELL.

Unverkennbar wächst eine neue Generation von Lesben heran, die sich von alten Rollen- und Feindbildern trennen möchte. Wir sind lesbian chic – und dies sind die fünf Säulen unseres Selbstverständnisses:

Femme
Weiblichkeit

Wir stehen zu unserer Weiblichkeit, wir müssen sie nicht mehr verstecken, damit uns Männer nicht anmachen. Wir dürfen weiblich sein, weil wir uns selbst gefallen möchten und uns so schön finden, wie wir sind. Wir dürfen weiblich sein, weil wir es wollen – und nicht, weil uns die Gesellschaft in ein Rollenbild drängt.

Gender Questions

QUEER

Unser Ziel ist es nicht, das jede Lesbe weiblich auftreten MUSS, um lesbisch zu sein, sondern dass jede Frau sein darf, wie sie ist. Jedes Form von Andersartigkeit ist uns willkommen – ob Transgender, Crossdresser, Dragkings, Lipsticklesben, Butches, Femmes, Strap-on-Lesben, Birkenstocklesben, Sandkastenlesben, Szenelesben, Vanillalesben, Bi-Frauen oder sogar Schranklesben. Alle sind uns willkommen, und alle sind gleichwertig.

Proaktives Auftreten
Wir empfinden es oft als problematisch, dass wir weder von Heterosexuellen noch von femininen Lesben selbst als Lesben erkannt werden. Darum zeigen wir bewusst und aktiv unsere Homosexualität. Es liegt an uns, aus unserem Hetero-Schattenbild herauszutreten und unsere Homosexualität sichtbar zu machen, damit die Leute erkennen, dass feminine Frauen auch lesbisch sein können. Wir sprechen mit der Heterowelt offen über unser Begehren – und werben in der Lesbenwelt für Verständnis dafür, dass wir nicht weniger lesbisch sind, weil wir zu unserer weiblichen Seite stehen. Nur durch aktive Kommunikation können wir den alten Klischees beider Gruppen entgegentreten und unsere eigene Identität aufzeigen.

 

proud slut

 

Selbstbewusstsein
Wir sind keine Verräterinnen der Lesbenszene, nur weil wir zu unserer betont femininen Art stehen, und wir sind auch keine Pornolesben, die schlussendlich doch einen Mann brauchen! Wir treten selbstbewusst und souverän auf. Mit Heterofrauen und -Männern gehen wir stets mit Respekt und nötigenfalls auch gerne mit Humor um.

Feminismus
Immer noch verdienen Frauen für gleichwertige Arbeit weniger als Männer. Emanzipation als etwas anzusehen, für das andere kämpfen und wir profitieren, ist uns fremd. In der Schweiz wurde das Frauenstimmrecht erst 1972 im allen Kanton eingeführt. Wir sind noch nicht an dem Punkt angelangt, an dem wir von wahrer Gleichberechtigung sprechen können. Frauen und Männer sind nicht gleich, Frauen sind auch nicht besser als Männer – wir sind anders, und jedes Geschlecht hat seine Vorzüge, die wir zum Wohl aller nutzen möchten. Wir treten aktiv, politisch, aber nicht verbissen auf – am CSD gehen wir jedoch nicht nur an Partys, sondern setzen uns auch für unsere eigenen sowie die Rechte anderer und Schwächerer ein.

 

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